Ergebnisse der Plenartagung
des ZK April 2016
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Die Ermächtigungsregierung und ihre jüngsten
Willkür-Entscheidungen
oder
Wie im Notstand der Republik
die Republik abhanden kommt
Jede Handlung dieser Ermächtigungsregierung, seit sie
zusammengeschoben wurde im Herbst 2013, atmet die eine unbestreitbare
und jeden Tag schärfer zutage tretende Tatsache: daß die
Unterdrücker schwach sind. Daß ihre Herrschaft mehr und mehr nur
noch auf zwei Säulen ruht: der offenen Gewalt und der Ruhe der
Arbeiterklasse. „Mögen sie uns hassen, wenn sie uns nur fürchten“
– dieses letzte Wort noch einer jeden untergehenden Ausbeuterklasse
wird zum Credo einer Klasse, die in ihrer eigenen Revolution nicht
nur dem Anspruch nach als Vertreterin des ganzen Volkes aufgetreten
war.
Sie müssen wahrlich fürchterlich fürchten! Und sie haben allen
Grund dazu.
Das neue Weißbuch der Bundeswehr
Was neu sein wird an diesem neuen Weißbuch, deutet sich erst an.
Noch ist nichts veröffentlicht. Was wir jetzt schon wissen ist, daß
es bestätigen wird, was wir eingangs gesagt haben.
Das Weißbuch soll die Willkür und Verfassungswidrigkeit
festschreiben. Nämlich den Einsatz der Bundeswehr im Inneren für
den Fall, daß die eine Säule der Macht, die Geduld und Ruhe der
Arbeiterklasse, zusammenbricht. Daß jetzt schon vorbereitet wird,
was im Weißbuch erst noch stehen wird, wissen und sehen wir: etwa im
Sanitätsdienst, der bereits jetzt für die „Blutspur“
(Süddeutsche Zeitung) der Armee im Inneren vorbereitet wird durch
neue Sanitätswagen und schnell transportable Sanitätscontainer der
Bundeswehr für den Einsatz gegen das eigene Volk. Natürlich wird
darin nicht das niedergeschossene Volk, der niedergestreckte Arbeiter
behandelt, sondern die verletzten Offiziere und Soldaten, was
beweist: Sie rechnen mit der Bewaffnung der Arbeiter.
Das Weißbuch soll nach allem, was wir wissen, die Rolle des seit
einiger Zeit existierenden Bundes-Sicherheitsrats, also einer durch
nichts und niemanden legitimierten Schattenregierung des Notstands
der Republik stärken. Er soll neue Zusatzgremien erhalten, die wir
uns in der publizierten Fassung des Weißbuchs genau anschauen
müssen. Wir gehen davon aus, daß es um eine weitere Zentralisierung
innerhalb der Zentralisierung des Gewaltenapparats geht: um eine noch
engere Verzahnung von Gewaltenapparat und Wirtschaft. Und damit
darum, aus den Kämpfen der ersten Jahre der Hitlerdiktatur Lehren zu
ziehen, um sie bereits jetzt zu vermeiden. Kämpfen, die zwischen
Militär und Monopolbourgeoisie ausgefochten wurden etwa um die
Frage: Militärdiktatur oder die faschistische Bewegung an der Macht?
Und schließlich soll das Weißbuch eine weitere der letzten Säulen
der Ordnung nach dem letzten großen deutschen Krieg stürzen. Der
Einsatz der Bundeswehr in aller Welt soll nun auch hochoffiziell
nicht mehr an Kriegshandlungen in festen Bündnissen wie der NATO
oder auch der UNO gebunden, sondern in wechselnden Bündnissen
vonstatten gehen. Dies also allen jenen Friedensfreunden ins
Notizbuch, die meinen, mit wütender Gegnerschaft zur NATO ihrer
Pflicht zum Kampf gegen den Krieg Genüge getan zu haben: Es ist der
deutsche Imperialismus selbst, der z.B. diese zeitweilige
imperialistische Allianz sprengt, die ja – nach ihrem ersten
Generalsekretär Lord Ismay - ins Leben gerufen worden war, um „die
Amerikaner drin, die Russen draußen und die Deutschen unten zu
halten“. Ein weiterer deutscher Nagel am Sarg der Nachkriegsordnung
– auch das wird das neue Weißbuch sein.
Neu ist auch, daß das Weißbuch 2016 jahrelang vorbereitet wurde
nicht nur vom Kriegsministerium, sondern mit den Verbänden der
Bourgeoisie. So schreibt der BDI-Vorsitzende Grillo über eine
Sitzung in ihrem „Haus der Wirtschaft“ in Berlin, in die ranghohe
Militärs gestiefelt waren und die Monopole die Festlegung zu
erobernder Gebiete kommender deutscher Krieg für sich beanspruchen:
„Wir müssen uns vor einem Ernstfall darüber klar werden, in
welchen Regionen wir ein Interesse an Stabilität und Sicherheit
haben, damit wir auf Bedrohungen unserer politischen und ökonomischen
Interessen angemessen reagieren können“.
Auch der DGB, alle Parlamentsparteien und viele Verbände waren
eingebunden und so an den deutschen Krieg gebunden worden.
Bundesweite Rassismus-Gesetze
Es geschieht, was die Kommunisten sofort gesehen haben: Die CSU,
rechts von der es bekanntlich keine demokratisch legitimierte Partei
geben darf (Franz Josef Strauß), die CSU als die bessere AfD treibt
den Rest der Ermächtigungsregierung zu Paaren. Warum wird das neue
bayerische „Integrationsgesetz“ gerade zurückgestellt? Weil es
gar nicht um Bayern geht. Der Entwurf des bayerischen
Integrationsgesetzes beinhaltet Elemente, die nur auf Bundesebene
geregelt werden können. Es geht um die ganze Republik, und deren
Innenminister hat bereits angekündigt, dieses Rassismus- und
Ermächtigungsgesetz zum bundesweiten zu machen.
Bzw. Bundesrecht in Länderrecht zu überführen als weiterer Schritt
der Unordnung, die nach der faschistischen Ordnung verlangt. Nicht
anders wie in der deutschen Geschichte wohlbekannt.
Es soll ein Gesetz des „deutschen Blutes“ werden. Da nun das
deutsche Blut zum einen schwer nachweisbar, zum anderen geschichtlich
hinlänglich diskreditiert ist, muß dafür die Kultur herhalten. Was
immer auch „Kultur“ sein mag, bis hierhin war sie in diesem Staat
kein Gegenstand von Gesetzen. Es gibt den Artikel 5 im Grundgesetz –
und basta. Jetzt zieht Kultur als „Leitkultur“ ins Regelwerk der
Willkür ein, die „Freiheit der Kunst“ ebenso erschlagend wie die
anderen Kulturen der Völker der Welt. Eine Kultur deutschen Bluts
und Geblüts eben. Aber die Nationalitätenpolitik der Union der
Sozialistischen Sowjetrepubliken mit ihrem Aufblühen der kulturellen
und künstlerischen Schätze auch der nationalen Minderheiten und der
nichtrussischen Völker – das war die blanke stalinistische
Willkür, nicht wahr?!
Es soll ein Gesetz der Ghettoisierung werden. Was „nur“ für die
Asylsuchenden gelten soll, galt schließlich schon einmal auch „nur“
für Juden: Die Aufhebung der freien Wahl des Wohn- und
Aufenthaltsortes. Bis schließlich deutlich wurde, daß ein Volk, das
solches zuließ, sich selbst in ein noch viel schlimmeres Zuchthaus
gesperrt hatte.
Es soll ein Gesetze der Verelendung der Arbeiterklasse werden. Kein
Gesetz kann die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der
Ausbeuterordnung aufheben. Was aber bedeutet es in diesen
Gesetzmäßigkeiten, wenn ein Teil der arbeitsfähigen Bevölkerung
gezwungen wird, für einen Euro in der Stunde zu schanzen – bei
Strafe des Verlusts einer jeden Hoffnung auf Asyl? Es bedeutet die
Vernichtung der Bezahlung der Arbeitskraft auch nur in der Nähe
ihres Werts – für die gesamte arbeitende Klasse. Dafür
sorgt die Konkurrenz der Arbeiter unter sich, die letztlich die
Bedingung für die Existenz des Kapitals ist.
Der Asylberechtigte muß 1-Euro-Jobs und Leiharbeit annehmen, sonst
wird er abgeschoben in den sicheren Tod. Bislang war die Leiharbeit
hier Zwangsarbeit aufgrund des ökonomischen Zwangs für die
Arbeiter, Leiharbeiter zu werden oder zu verhungern. Die Leiharbeit
gegen die Asylberechtigten ist mehr als nur ökonomischer Zwang, es
ist jetzt der politische Zwang. Und der Arbeiterklasse hier müssen
wir klar machen: Wenn heute der Asylberechtigte unter dem Diktat und
der Willkür des politischen Zwangs die Leiharbeit verrichten muß,
so wird morgen der Rest der Arbeiterklasse unter den selben
politischen Arbeitszwang vom deutschen Staat gepreßt – außer, die
Arbeiter kämpfen gegen die Zwangsarbeit von Flüchtlingen und gegen
die Leiharbeit insgesamt.
Schließlich galt das Schuften für einen Teller dünne Kohlsuppe pro
Tag schon einmal „nur“ für die Zwangsarbeiter und die
„Fremdvölkischen im Osten“. Bis die Arbeiter in Deutschland
feststellen mußten, daß sie, dies duldend, selbst dabei landeten,
bis zur völligen Erschöpfung und bis zum Ruin der Arbeitskraft nur
noch für Tod und Vernichtung zu produzieren. Und heute werden die
Internierungslager für diejenigen, die in dieses Land fliehen, zu
einem Reservoir gemacht von Zwangsarbeit und von „Arbeit macht
frei“.
Die Rente ist sicher – nach dem Tod
Weil die Arbeiterkassen nicht in Arbeiterhand sind, steckt, wer sein
Leben lang unter dem Diktat der Kapitalisten geschuftet hat oder ohne
ihr Diktat erwerbslos war zwischen Pest und Cholera. Verhungern bei
weit unter dem halben Lohn liegenden Rentensätzen bei gleichzeitigem
Ansteigen des vorenthaltenen Lohnanteils – oder Auszahlung der
Rente am Sankt-Nimmerleins-Tag. Die Antwort des Staats der
Unterdrücker ist: sowohl Pest als auch Cholera. Senkung der Rente
auf 43% des Lohns plus Anhebung des Rentenalters auf 70 Jahre. Also
auf ein Alter, in dem der Durchschnittsarbeiter schon 2-3 Jahre tot
ist.
Arbeiterkassen in Arbeiterhand – das wird eine der wichtigsten und
sofort umzusetzenden Maßnahmen einer Einheits- oder
Volksfrontregierung sein.
Der Billionen-Diebstahl der Reichen
und
die Zersetzung
des kapitalistischen Staates
Eine Gestalt der Geschichte ist alt geworden und muß von der Bühne
abtreten. Wir meinen hier nicht nur die Kapitalistenklasse. Wir
meinen vor allem: die Ausbeutung.
Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen hat der Menschheit
durchaus einen Gefallen getan: Sie hat sie aus der Urgesellschaft
über Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus und Kapitalismus bis an
den Punkt emporgearbeitet, an dem die Ausbeutung selbst beseitigt und
die Welt nach einem Plan von den unmittelbaren Produzenten selbst
betrieben werden kann. An dem die Ausbeutung aber auch beseitigt
werden muß, soll die Menschheit nicht noch ein paar
Jahrhunderte Siechtum, Krieg und Elend erleiden. Jeder Aufruhr, jede
Revolte, jeder Massenstreik der Welt von heute zeigt, „daß die
Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das
Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen.“ (Karl
Marx an Arnold Ruge)
Jede Erscheinung der allgemeinen Krise des Kapitalismus, jede
Erscheinung der nicht enden wollenden Weltwirtschaftskrise lehrt uns
das. Jedes Heft der Reihe „Weltwirtschaftskrise – Der
Imperialismus am Vorabend der proletarischen Revolution“ häuft
Beleg auf Beleg.
Die sogenannten „Panama-Papers“ gehören dazu. Uns Kommunisten
bewegt dabei nicht die Aufregung darüber, daß die
Monopolbourgeoisie keine Steuern zahlt. Das tut sie nie. Die
Arbeiterklasse auf der anderen Seite bekommt die Steuern einfach
abgezogen. Und so sind so hehre Fragen wie „Steuerehrlichkeit“,
„Steuergerechtigkeit“ ebenso wenig wie die „staatsbürgerliche
Verantwortung“ etwas, was die beiden Hauptklassen groß
interessiert. Es ist dies die klassische Spielwiese des Kleinbürgers,
der Steuern zahlen muß, aber ohne Betrug am Finanzamt kaum mehr
überleben kann.
Bedeutsam an der Angelegenheit ist die Zersetzung des Nationalstaats,
die darin zum Ausdruck kommt und sich zeigt.
Es zeigt sich auch hier, was wir bereits in der TTIP-Broschüre
„Freihandelsabkommen oder: Wie werden Kriege gemacht“ erklärt
haben. Der Kapitalismus hat an einen solchen Grad der möglichen
Vergesellschaftung herangeführt, wird betrieben und bestimmt von
einer solch verschwindenden Minderheit von Finanz- und
Monopolkapitalisten, daß diese beginnen, den Nationalstaat nicht nur
ökonomisch zu sprengen (das tun sie, seit der Kapitalismus in sein
imperialistisches Stadium getreten ist), sondern ihn auch politisch
zu sprengen. Mit ihren „Freihandelsabkommen“ inklusive deren
Schiedsgerichten und sonstigen Körperschaften ebenso wie mit ihren
„Offshore-Zentren“ und „Steueroasen“ schaffen sie sich eine
„Parallelwelt“, die sich dem Zugriff ihres eigenen ideellen
Gesamtkapitalisten entzieht. Und diesen auch nicht mehr braucht.
Auch dies ist beileibe kein Zeichen von Stärke. Es ist ein Zeichen
von Schwäche und Fäulnis. Wo aus Geld mehr Geld wird immer weniger
durch Erzeugung von Neuwert in der industriellen Produktion und immer
mehr durch Betrug, Täuschung, Raub, Ausplünderung, Spekulation, wo
der vorhandene Reichtum immer weniger zur Quelle neuen Reichtums und
immer mehr zum „Steinbruch“ wird, den man ausplündert, aber
nicht für die Gesellschaft nutzt – da verliert der bürgerliche
Nationalstaat eine seiner wesentlichen Funktionen als ideeller
Gesamtkapitalist. Nämlich die Regelung und Sicherung der Bedingungen
der Produktion und der Verteilung gesellschaftlichen Reichtums auf
Rechnung und im Auftrag der Ausbeuterklassen auf nationaler Ebene.
Und auf internationaler Ebene: Der Einsatz für die besten
Verwertungsbedingungen des nationalstaatlich organisierten
produktiven wie Leihkapitals auf einem möglichst großen Teil der
Welt.
Was am Ende der kapitalistischen Ausbeutung daraus wird ist: Im
Inneren die Reduktion des Staats auf den Gewaltenapparat zur
Niederhaltung der Ausgebeuteten und Beraubten und im Auswärtigen die
Organisierung des Raubs von weiteren Steinbrüchen und
Plünderungsmöglichkeiten im Krieg. Also die Beraubung der anderen
Räuber.
Welch großer Dialektiker die Geschichte doch ist! Es ist gar nicht
so, daß die marodierende Bourgeoisie der ehemals sozialistischen
Länder danach strebt, wie die ausbeutende Bourgeoisie der
gestandenen imperialistischen Länder zu werden, und es nur nicht
schafft. Umgekehrt: Die letztere wird der ersteren zwangsläufig
immer ähnlicher. In der raubenden, plündernden, schmarotzenden
neuen Bourgeoisie der ehemals sozialistischen Länder, die nichts
mehr produziert und nur verramscht, was sie dem Volk entrissen hat,
zeigen sich alle Schönheiten einer zugrunde gehenden
Ausbeuterklasse. Einer Klasse, die einst angetreten war, mit den
allermodernsten Mitteln der ganzen Menschheit das Mehrprodukt
abzutrotzen. Und im Unterdrückerstaat nach dem Modell des Putinschen
Bonapartismus kommt zum Vorschein: das verzerrte Generalmodell des
kapitalistischen Staats am Ende des Kapitalismus. Das letzte Wort:
die offen faschistische Diktatur.
Hsrg.: Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD
Titel: Freihandelsabkommen oder wie werden Kriege gemacht
Reihe: Zu den brennenden Fragen der Arbeiterbewegung, Nr. 10
Seiten: 36+4
Gewicht: 61 g
Preis: 4,00 €
Erscheinungsdatum: Oktober 2014
Zu bestellen bei: Verlag Das Freie Buch, Tulbeckstr. 4, 80339 München.
Telefon: 089-54070346, Telefax: 089-54070348, kontakt@verlagdasfreiebuch.de
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