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Ergebnisse
der Plenartagung des Zentralkomitees
Juli
2013
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Sozialismus oder Barbarei oder Die
allumfassende Krise, die die Welt bedroht
Sprach
die Kommunistische Partei Deutschlands in den Jahren 1928/34 in ihren
Ausführungen und Dokumenten noch hauptsächlich von einer
Weltwirtschaftskrise, die ihre Wirkung erzielt auf der Grundlage des
letzten Stadiums des Kapitalismus, des Imperialismus, der allgemeinen
Krise, trennte also in einem gewissen Maße die Weltwirtschaftskrise
von der allgemeinen Krise. Und dies damals in einem sehr viel
größeren Maße als es die Theoretiker und Analytiker aus der KPdSU
zur damaligen Zeit noch taten. Diese Gegenüberstellung von
Weltwirtschaftskrise und allgemeiner Krise bedeutet theoretisch, daß
der Krisenzyklus des Konkurrenzkapitalismus im wesentlichen gleich
ist im Imperialismus. Die Frage muß gestellt werden: Ist diese
Gegenüberstellung von Weltwirtschaftskrise und allgemeiner Krise
nach 85 Jahren konkret, real und somit auch theoretisch vertretbar
und noch vorhanden? Im Denken der Arbeiterklasse und insbesondere der
westdeutschen Arbeiterklasse, und auch in Ansätzen bei den
westdeutschen Kommunisten wird diese Trennung im Sinne der KPD der
20er und Anfang der 30er Jahre noch oder noch immer in einem
bestimmten Maße aufrechterhalten.
Was
aber unterscheidet uns von der damaligen Zeit, was uns nötigt, eine
erneute Überprüfung der theoretischen Aussage zur allgemeinen Krise
und Weltwirtschaftskrise vorzunehmen?
Vorneweg
zum allgemeinen Verständnis: Die allgemeine Krise ist Bestandteil
der Analyse des Imperialismus, der Imperialismusanalyse und
–untersuchung von Lenin. Der Imperialismus ist dem
Konkurrenzkapitalismus entwachsen. Insbesondere drückt dies sich aus
in der Fäulnis, ob ökonomisch oder von gesamtgesellschaftlicher
Natur. Das zweite, entscheidende Unterscheidungszeichen zum
Konkurrenzkapitalismus ist, daß das industrielle Kapital sich mit
dem Bankkapital verschmolzen hat. Eine weitere Herausbildung
gegenüber dem Konkurrenzkapitalismus: das Monopol stellt sich als
bestimmende Ökonomie im Imperialismus dar. Und somit in der
Herrschaft des Monopolkapitals und seines Staates.
Soweit
zu den wichtigsten Unterschieden zwischen Konkurrenzkapitalismus und
Imperialismus.
Was hat sich also verändert oder unterscheidet
sich in grundsätzlichen Bedingungen von der zweiten
Weltwirtschaftskrise 1928-1934 im Vergleich zu heute?
1.
Die zweite Weltwirtschaftskrise war ebenso von den stärksten
imperialistischen Ländern ausgelöst worden wie heute. Aber sie
umfaßte nicht die gesamte Weltökonomie und nicht die ganze Welt.
Die Ungleichheit noch Ende der 20er Jahre auf der Welt war wesentlich
größer als heute, was die ökonomischen Bedingungen der einzelnen
Länder betraf. Der Kolonialismus spielte eine bedeutende ökonomische
Rolle noch für den Imperialismus. Die Länder, die noch in feudalen
Strukturen sich befanden, gehörten der Vergangenheit an, aber sie
existierten noch umfassend auf der Welt. Der Sozialismus verkleinerte
den Einfluß der kapitalistischen Welt und insbesondere der
Imperialisten auf fünf Sechstel der Welt. Die allgemeine Krise des
Kapitalismus war also nicht weltumspannend. Ein Großteil der
Menschheit war von ihr indirekt, aber nicht direkt betroffen.
Ganz
anders heute: Die allgemeine Krise tobt in der gesamten
kapitalistischen Welt. Und da die Welt kapitalistisch ist, tobt sie
überall. Kein Land kann sich ausnehmen. Kein Volk wird ausgenommen.
Es ist also eine kapitalistische globale, in die letzten Winkel der
Erde kriechende allgemeine Krise. Und es ist diese allgemeine Krise,
die entscheidend dazu beigetragen hat und Verursacher ist, daß die
Weltwirtschaftskrise nur noch bedingt dem allgemeinen
kapitalistischen Krisenzyklus folgt. Daraus folgt: Die
Weltwirtschaftskrise, die viel umfassender ist, weil die
imperialistischen Staaten sie in die ganze Welt tragen verschärft
die allgemeine Krise des Kapitalismus, also seine Ausweglosigkeit,
das kapitalistische gesellschaftliche System aufrechtzuerhalten in
einem Ausmaße, wie die Menschheit es noch nie erlebt hat, seit es
den Kapitalismus gibt, in einem Ausmaße, wie es die
Menschheitsgeschichte im Kapitalismus noch nie erlebt hat.
2.
Die Fakten sagen, daß die Trennung zwischen Weltwirtschaftskrise und
allgemeiner Krise, wie sie noch bedingt Ende der 20er Jahre
Gültigkeit hatte, nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Die
Weltwirtschaftskrise ist Teil der allgemeinen Krise. Und somit ist
der Ausweg für die Bourgeoisie sich durch ökonomische Krisen und
darin der Vernichtung von Produktionsmitteln als Gesellschaftssystem
zu retten, in viel größerem Maß wie 1928-34 versperrt.
3.
Die allgemeine Krise, verschärft und bis aufs äußerste durch die
von ihr hervorgebrachte Weltwirtschaftskrise zugespitzt, zersetzt
nicht nur den Kapitalismus, sondern zerstört in weiten Teilen der
Welt seine Grundlage. Dies wird offenbar selbst in alten, uralten
kapitalistischen Ländern, z.B. in Europa. Die kapitalistische
Ökonomie, die sich im Besitz der nationalen Bourgeoisie befindende
Industrie wie aber auch in großen Teilen die Industrie der
Imperialisten in diesen Ländern wird unter der heutigen allgemeinen
Krise und ihrer Weltwirtschaftskrise in einer Weise zerstört,
ruiniert, daß selbst ein Krieg oder Okkupation dieser Länder den
Okkupanten und den kriegsführenden Ländern des Imperialismus keinen
großen Ausweg mehr eröffnet dadurch, ihre kapitalistische
Produktionsweise in der allgemeinen Krise in ihren Ländern selbst
aufrechtzuerhalten.
Der
deutsche Imperialismus, der zur Stunde darum kämpft, seinen Export
in diese Länder aufrechtzuerhalten, findet Länder vor, die er
entweder selbst oder eben die Gesetzmäßigkeit der allgemeinen Krise
in diesen Ländern so ruiniert hat und entkapitalisiert hat, daß sie
in eine Vorstufe der Menschheit fallen. Und daß eine schwache
Nationalbourgeoisie wie z.B. in Griechenland, Portugal, Spanien etc.
aus eigener Kraft schwerlich sich zurückkämpfen könnte zur
kapitalistischen Produktion und somit zur Ausbeutung. (Auch dann, bei
völligem Schuldenerlaß.) Darüberhinaus
können auch die Imperialisten, die diese Länder im
wesentlichen ruiniert haben, sich nicht an die Stelle der
Nationalbourgeoisien setzen und an ihrer Statt die imperialistische
Ökonomie in diesen Ländern erneut errichten. Die gesamte Welt ist
also nicht nur unterworfen vom Imperialismus, sondern das
Entscheidende ist: der Imperialismus kann sich nicht mehr ausdehnen,
im Gegensatz zur Zeit vor 85 Jahren. Solange der Lohnsklave
Lohnsklave bleibt, solange die Völker unterworfene Völker bleiben,
also ausgebeutete Völker, solange engen sie die menschliche
Produktion, die Entwicklung der Produktivkräfte, unter heutigen
Bedingungen in einem Maße ein, daß die Gefahr besteht, daß sie in
ein vorindustrialisiertes Dasein der Menschheit fallen. Der
Imperialismus ist also nicht nur parasitär. Er ist nicht nur im
Stadium der Fäulnis. Er ist die Fäulnis selbst. Und dies ist der
Grund, warum die allgemeine Gesetzmäßigkeit der kapitalistischen
Krisenzyklen nur noch als Schatten ihrer selbst sichtbar werden und
Realität. Warum der Aufschwung, der die Bereinigung der
Wirtschaftskrise offenbart wie in jeder Krise des Kapitalismus, auch
im sechsten Jahr der weltumspannenden Krise ausbleibt. Da die Krise
weltumspannend ist und eine allgemeine Krise des Kapitalismus – daß
selbst der Ausweg, der noch in der letzten Weltwirtschaftskrise
gegeben war, immer geringer und schwächer wird. Nämlich der Ausweg
für den Kapitalismus, seine gesamte Ökonomie umzustellen auf
Kriegsökonomie und zur Kriegsproduktion. Griechenland, Portugal,
Spanien, Irland – die Mehrheit aller kapitalistischen Länder auf
der Welt haben die Kriegsökonomie nicht als Ausweg, die Bourgeoisie
zu retten. Z.B. Griechenland kann noch bedingt Waffen vom deutschen
Imperialismus kaufen. Aber produzieren kann die griechische
Bourgeoisie sie nicht. Das heißt, sie hat keinen Ausweg, die
Millionen, die von der Hand in den Mund leben und ohne Arbeit sind,
in Brot und in Arbeitsstätten zu bringen. Oder anders gesagt: Das
Lohnsystem für Millionen und Abermillionen Menschen in Europa bricht
zusammen.
Und
damit ist die Bourgeoisie unfähig, ihre gesamte Gesellschaft noch
aufrechtzuerhalten. Zur Erinnerung: Schon im „Manifest der
Kommunistischen Partei“ haben Marx und Engels der
Bourgeoisherrschaft das Todesurteil gesprochen, nämlich „daß
die Bourgeoisie unfähig ist, noch länger die herrschende Klasse der
Gesellschaft zu bleiben und die Lebensbedingungen ihrer Klasse der
Gesellschaft als regelndes Gesetz aufzuzwingen... Die Gesellschaft
kann nicht mehr unter ihr leben, d.h., ihr Leben ist nicht mehr
verträglich mit der Gesellschaft.“
4.
Die starken imperialistischen Länder, darunter der deutsche
Imperialismus, die die Welt aufgeteilt haben unter sich, und die
jahrzehntelang und in den ersten Jahren der Weltwirtschaftskrise noch
die Möglichkeit hatten, die allgemeine Krise in ihrem Land zu
bändigen, die Entindustrialisierung zu bändigen, Millionen
Menschen, die erwerbslos sind, noch am Leben sich erhielten in ihren
Ländern – sie exportierten nicht nur Waren in fremde Länder wie
z.B. der deutsche Imperialismus nach China oder in einzelne
europäische Länder. Sondern sie exportierten noch in viel größerem
Maße die umfassende allgemeine Krise in diese Länder. Der deutsche
Imperialismus jagte mit seiner Produktion zum großen Teil um die
Welt. Von der Bundesrepublik ging die Fabrikation der Waren zuerst –
vor der Krise – in die Staaten der Konterrevolution des ehemaligen
Sozialismus. Getrieben und ausschließlich getrieben durch die Gier
der Ausbeutung. So schnell die tschechischen oder polnischen Arbeiter
unter deutschem Kommando industriell das fertigten, was die
westdeutschen Arbeiter nicht mehr fertigten – so schnell verloren
sie auch wieder diese Produktion, weil das deutsche Kapital, durch
die Konkurrenz der wenigen imperialistischen Länder gezwungen,
weiterziehen mußte in Länder, wo die Produktivkraft Mensch mit
einem Brot und einem halben Dach abgespeist noch werden konnte, wie
insbesondere in asiatischen Ländern und ehemaligen sozialistischen
Ländern wie Vietnam oder die Volksrepublik China. Dort lockten die
Stundenlöhne von Cents, die dem deutschen Imperialismus die
allgemeine Krise wie insbesondere die in ihr ruhende
Weltwirtschaftskrise für wenige Jahre hinauszuschieben wußten. Wenn
Arbeiter in China, wie geschehen, um Lohnerhöhung kämpfen und 50
Cent pro Stunde mehr in ihren Streiks durchsetzen, so ist das
Kapital, der Imperialismus, gezwungen, wie geschehen durch das
südkoreanische und japanische Monopolkapital, fluchtartig das Land
China zu verlassen. Den deutschen Imperialismus, insbesondere die
Autoindustrie wie VW, ereilt das gleiche Schicksal. Mit Recht
befürchten sie, daß die Fabriken, die sie in China in den letzten
15 Jahren aufgebaut haben, sich nicht mehr rentieren, also die
Ausbeutung der chinesischen Arbeiter sie schon dann nicht mehr
konkurrenzfähig macht, wenn die chinesischen Arbeiter 50 Cent mehr
verlangen. Ihre also immer gleiche Produktion, mit der sie durch die
Welt gezogen sind und in immer wieder neuen Länder diese Produktion
auf- und wieder abgebaut haben, trifft jetzt auf eine Situation, wo
der Bourgeoisie, den Imperialisten, die Länder ausgehen, wo sie noch
hinziehen könnten. Wo also überhaupt noch Bedingungen herrschen,
daß der Imperialismus, das kapitalistische Gesellschaftssystem in
seinem letzten Stadium überleben könnte. Weder für die
chinesischen Arbeiter noch für die Milliarden Chinesen ist der
Kapitalismus ein Ausweg – und sei es nur ein Ausweg, mit Hunger und
Elend zu überleben. Er ist, wie in Europa, der Weg, daß ein
Gesellschaftssystem unmittelbar und direkt die Vernichtung der
Menschheit, der Natur und ihrer Ressourcen in einer Weise betreibt,
daß dies die Menschheit gefährdet. Und dies ist eben nicht ein
Krisenzyklus, sondern die allgemeine Krise ist weltumspannend und
erhält ihre Zuspitzung in der ökonomischen Krise der
Weltwirtschaft, ohne aber noch die Mittel, wie von 85 Jahren, zu
besitzen, sie umfassend wieder zu beseitigen, um für Kurze Zeit die
kapitalistische Gesellschaft prosperieren zu lassen. Der
imperialistische Weltkrieg, die Zerstörung alles Geschaffenen, wird
der Bourgeoisie noch weniger die Möglichkeit zurückgeben, in
einzelnen Ländern weiter zu herrschen. Er wird die allgemeine Krise
und das Siechtum nur noch in einem Ausmaß vergrößern, wo die
Menschheit und der Erdball in höchste Gefahr geraten.
5.
Was sich also schon 1928-34 und dann im imperialistischen Ausweg des
deutschen Weltkrieges offenbarte ist, daß die gesellschaftliche Form
der Ausplünderung und Unterdrückung, also mit einem Wort, die
kapitalistische Ordnung für die Menschheit unerträglich geworden
ist, daß die Enteignung ihrer Bourgeoisie unerläßlich ist für
Milliarden von Menschen, daß die Völker weltweit nur noch einen
einzigen Ausweg besitzen, nämlich die Errichtung des Sozialismus
bzw. der Volksdemokratien.
Neben
all dem, was wir bisher gesagt haben, konnte die große Krise von
1929 bis 1933 aber vor allem aus einem ganz entscheidenden Grund
diese Sprengkraft, diese Vernichtung nicht entwickeln. Es waren die
Arbeiter an der Macht. Es war die sozialistische Sowjetunion, die den
Fortschritt, die die Entwicklung der Produktivkräfte in der Welt
hielt und dieser Welt ihre Zukunft vorexerzierte. Nicht nur, daß die
Sowjetunion krisenfrei produzierte. Sie produzierte vor allem anders.
Unter Führung der Arbeitermacht setzte sie ganz andere Kräfte der
entscheidenden Produktivkraft frei, des kollektiv handelnden,
planenden, sich wissenschaftlich im Produktionsprozeß mit der Natur
auseinandersetzenden Menschen. Sie brachte den Menschen hervor, der
zum ersten Mal sein Schicksal frei und bewußt gestaltete. Sie zeigte
der Welt jenes „gesellschaftliche Individuum“ mit all seiner
revolutionären Kraft, von dem Marx gesprochen hatte. Sie war damit
ein Ansporn für die Arbeiterbewegung der ganzen Welt, gegen den
Untergang der Menschheit in der Barbarei zu kämpfen. Sie gab Kunst
und Kultur für die ganze Welt einen gewaltigen Aufschwung. Und wenn
z.B. in der Weimarer Republik, wie es etwas vereinfachend gerne
gesagt wird, „der Geist links stand“, dann war das weniger der
deutsche Geist, der da ein wenig wacklig stand, sondern das Vorbild
der Sowjetunion bei der Entwicklung von Kunst und Kultur. Ein Satz
selbst eines bürgerlichen Schriftstellers wie der Satz Thomas Manns
vom „Antikommunismus als Grundtorheit unserer Epoche“
konnte nur unter den Vorzeichen der Diktatur des Proletariats in der
Sowjetunion und unter dem Eindruck ihrer gewaltigen Leistungen im
Kampf gegen die nazifaschistische Barbarei gesagt werden.
Ökonomisch
gab die Sowjetunion kleinen und mittleren kapitalistischen Nationen
Möglichkeiten der Produktion und des Handels, die sie vor dem
räuberischen Zugriff der imperialistischen Hauptmächte wenigstens
ein wenig schützten und ihnen eine gewisse eigenständige
Entwicklung von Produktivkräften ermöglichte. Politisch ermöglichte
sie ihnen damit etwas wie die Neutralität skandinavischer Länder.
Über Länder wie Ägypten usw. haben wir schon gesprochen. Etc. etc.
6.
Die Weltwirtschaftskrise der 20er und 30er Jahre des vorigen
Jahrhunderts hat in gewissem Umfang
das Monopol gestärkt
aus ihr hervorgehen lassen. Sie hat kleinere und mittlere Bourgeoisie
vernichtet und damit die Konzentration und Zentralisation des
Kapitals gewaltig vorangetrieben.
Die jetzige Krise vernichtet selbst Monopole und mit ihnen die
Industrien größerer kapitalistischer Länder. Man sehe sich nur die
Automobilindustrie an, wo einst gewaltige Monopole wie Fiat in
Italien und PSA (Peugeot/Citroën)
in Frankreich vor der Vernichtung stehen. Monopole, die über
Jahrzehnte hinweg eine herausragende Stellung in Produktion und
Klassenkampf einnahmen.
Nun
haben die Arbeiter der Welt Automobilfabriken nicht nachzutrauern.
Aber sie haben eine Katastrophe für die Menschheit abzuwenden. Diese
Katastrophe ist die Vernichtung der wichtigsten Produktivkraft selbst
– des Menschen als „gesellschaftliches Individuum“ (Marx), als
kollektiv im industriellen Prozeß arbeitenden Produzenten. Jeder
Industriearbeiter wird uns bestätigen, wie wenig tauglich noch
selbst für die verkrüppelte Industriearbeit des Kapitalismus der
Arbeiter ist, nimmt man ihn für einige wenige Jahre aus dem
unmittelbaren Produktionsprozeß heraus. Eben dies aber macht die
Krise und ihre nicht endende Depression weltweit hundertmillionen-,
ja milliardenfach. Ganze Generationen von Arbeitern werden aus dem
industriellen Prozeß entfernt. Ganze Generationen junger Arbeiter
haben keinerlei Chance, in diesen Prozeß jemals einzutreten. Das
heißt: ein immer größerer Teil der Menschheit wird sich die
Produktionsmittel (oder was davon noch übrig ist) nehmen müssen
allein aus dem Grund, überhaupt Mensch bleiben zu können. Es ist
doch diese zunehmende Verunmöglichung der kollektiven
Auseinandersetzung mit der Natur in der Betätigung und
Weiterentwicklung der geschaffenen Produktionsmittel und
Produktivkräfte, die die Menschen verroht, verdummt, zu einem mit
den gewalttätigsten Mitteln gegeneinander um das Überleben
kämpfenden Haufen macht. Den „archaischen Krieger“, wie ihn sich
Generalleutnant Budde schon vor Jahren für die Bundeswehr wünschte
– die Krise des Kapitalismus stellt ihn doch schon weltweit her!
Und wer sich angesichts dieses verzweifelten Überlebenskampfes von
einem imperialistischen Kernland, schon gar vom einzigen
Krisengewinnler BRD aus über die Kriminalitätsrate in den Townships
von Südafrika oder den favelas Brasiliens empört ist nichts als ein
menschenverachtender Pharisäer!
Diese
Krise wird nicht einfach aufhören. Jenseits der Leiharbeit liegt
nicht das gelobte Land des „Normalarbeitsverhältnisses“,
sondern: keine Arbeit. Jenseits des Tagelöhners liegt nicht der
deutsche Facharbeiter, sondern: der Pauper. Solange noch der Hauch
von Möglichkeit für das Finanzkapital besteht, andere Völker
auszuplündern, solange wird es keine „Arbeitsbeschaffungsprogramme“
geben. Wo eine Generation heranwächst, die selbst in der ganzen
Familie die reguläre Lohnarbeit nur noch vom Hörensagen kennt, sind
sieben Milliarden Euro „zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
in Europa“ nicht mehr als ein zynischer, menschenverachtender Witz!
Und
weil dem so ist, ist jeder Tageskampf, jeder Teewasserkampf in
heutiger Zeit nicht mehr anders zu führen denn als Kampf des
Herankommens an den Sozialismus. Und dies umso mehr in unserer
Klasse. Denn der Sozialdemokratismus verursachte verheerendes Denken
und Handeln in der westdeutschen Arbeiterklasse. Das Denken, die
Weltwirtschaftskrise wird vorbeigehen, und alles wird wieder gut.
Wenigstens so gut, wie es eben im Kapitalismus sein kann: Man
schuftet, man wird ausgebeutet, aber man kann sich und seine Familie
am Leben erhalten und ernähren. Die eigene Arbeitskraft wird
ruiniert, aber die der nächsten Generation steht ja noch an und kann
erneut in die Produktion, um auch wieder ruiniert zu werden. Dieses
Denken, daß man nur kurzfristig Tagelöhner ist, aber wieder
Lohnarbeiter wird, daß alles schlimm ist, aber wieder besser wird –
dieses bürgerliche Denken und Handeln knechtet den Arbeiter und
bindet ihn an eine Gesellschaftsordnung, die gerade alles dafür tut,
daß sei selbst untergeht. Der Arbeiter, der ahnt, aber noch nicht
erkennt, daß es so, wie man es ihn in der Gewerkschaft gelehrt hat,
nicht kommen wird, daß eben nicht alles wieder gut wird, braucht
selbst in den Betriebszeitungen und Betriebsflugschriften, in jeder
Rede, die wir Kommunisten unter Arbeitern halten, in jedem Kampf, den
wir führen, die Aufklärung: Da nichts mehr gut wird, soweit es in
Händen der Bourgeoisie verbleibt, kann der Arbeiter nur dann die
Menschheit retten und dadurch sich selbst, daß er den Sozialismus,
die Volksdemokratien in anderen Ländern nicht nur unterstützt,
sondern den Sozialismus selbst herbeiführt. Ohne die sozialistische
Agitation und Alternative zum Kapitalismus wird gerade der
westdeutsche Arbeiter nicht kämpfen. Ohne ihn in jeder Tagesfrage
darauf hinzuweisen, daß diese Tagesfrage nicht mehr innerhalb des
Kapitalismus gelöst werden kann (ob dies die Leiharbeit ist, die
Werksverträge, also das massenhafte Herstellen des Tagelöhners, ob
dies die Vernichtung der Krankenhäuser und des gesamten von ihm
geschaffenen Gesundheitswesens ist, ob dies die Ruinierung des
Wissens und der Ausbildung von Millionen ist oder ob es die sich in
der Auflösung befindende Infrastruktur einer Industrienation
betrifft) – nichts mehr ist mehr von der Bourgeoisie zu erwarten,
nicht zu erwarten ist, daß der Kampf gegen die im Kleinen die Lage
des Volkes und der Proletarier erleichtern oder verbessern würde. Es
ist z.B. eben nicht die Hitze, die 50% aller Brücken in der BRD für
den Güterverkehr unbefahrbar macht, es ist nicht die Ratte, die die
Kanalisation verwüstet, es ist nicht der Virus, oder die Krebszelle,
die die Menschheit bedroht, sondern es ist der Kapitalismus. Da in
jeder Frage die Frage so steht: Sozialismus oder Barbarei – ist
auch die Agitation und Propaganda der Kommunisten diesem unterworfen.
Wer heute nicht den Sozialismus im Detail dem verkommenen
Kapitalismus entgegenstellt, verhindert, daß das Proletariat den
Ausweg erkennt, den seine Klasse hat, nämlich: die Menschheit zu
retten. Daran wird unsere Tätigkeit gemessen. Daran wird sich
beweisen, und nur daran, daß der Wiederaufbau der KPD nicht nur eine
geschichtliche Notwendigkeit ist und eine gesellschaftliche
Gesetzmäßigkeit in einer Klassengesellschaft von Bourgeoisie und
Arbeiterklasse. Sondern daß diese Notwendigkeit sich tagtäglich
offenbart. Die Genossen sind gezwungen, an einzelnen
Tageserscheinungen die Erscheinungen nicht nur zu analysieren,
sondern ihre Ursache und die Beseitigung der Ursache. Leiharbeit z.B.
ist eben nicht nur Teil einer Kriegsökonomie des Kapitalismus, nicht
nur Teil der Aufhebung des Lohnsystems (weil sie aus zeitweiliger
Arbeit besteht). Sondern sie offenbart in ihrer wirklichen Ursache
des Lohnsystems und die zwingende Vergesellschaftung der Arbeit durch
das Proletariat. Das Erstgesagte wird nicht verschwiegen – aber das
zweite nicht zu sagen heißt, dem Sturz der Bourgeoisie nicht
dienlich zu sein und die Arbeiterklasse nicht zu erziehen, daß sie
diesen Sturz vornehmen kann. Das Geißeln der Leiarbeit alleine wird
nicht dazu führen, daß ein Klassenkampf gegen Leiharbeit in Form
des Sturzes des Lohnsystems erfolgt. Das Geißeln des ruinierten
Gesundheitswesen und die Enthüllung darüber genügt nicht, um das
Gesundheitswesen, das das Proletariat längst beim Stand der
Entwicklung der Produktivkräfte der Menschheit geben könnte, wäre
es nur nicht Privateigentum, Profitquelle für die Bourgeoisie zu
einem Gesundheitswesen zu machen, das dem Volk wieder dient. Auch die
Enthüllung bedarf heute der Aufklärung, der Agitation: Es geht auch
anders, nämlich durch gesellschaftliche Organisierung, ohne Profit
und ohne Eigentum einer Minderheit, durch Organisierung die den Stand
der Wissenschaft dem Volk zugute kommen läßt, wenn das
Gesundheitswesen in Händen des Volkes liegt. Usw. usf. In diese
Richtung haben wir zu gehen. Oder unsere Tätigkeit wird zu einer
Tätigkeit, die dem Herankommen an die proletarische Revolution nicht
nützlich ist.
Der Freund wird zum Feind – also
ausgespäht oder: Die Angst geht um
Der
Fakt an sich ist uninteressant, bzw.: jeder weiß es. Daß am
Vorabend des dritten imperialistischen Weltkriegs die Imperialisten
einander nicht weiter trauen als bis zur nächsten Hausecke – wen
wundert das? Daß alle Geheimdienste der Imperialisten alle anderen
imperialistischen Länder und deren Geheimdienste ausspähen,
bespitzeln und unterwandern – wer hätte das nicht längst gewußt?
In bestimmten Zeiten hilft der eine feindliche Geheimdienst dem
anderen feindlichen Geheimdienst. So beim westdeutschen Geheimdienst.
Seit die Faschisten um Gehlen den westdeutschen Geheimdienst nahtlos
vom Hitlerfaschismus in die BRD überführten und ihn aufbauten, war
dies durch Billigung und Unterstützung des US-Imperialismus
geschehen. Daraus erfolgten ab den 60er Jahren Dutzende von Abkommen
zwischen dem Geheimdienst der USA und Westdeutschland. Z.B. Nutzung
im beiderseitigen Interesse der Ausspähung einzelner und Weitergabe
vom einen zum anderen. Oder: Abkommen über Agenten des jeweils
anderen Staates im eigenen Land. Für Mr. Snowden hätte dies
bedeutet: Hätte er deutschen Boden betreten, wäre er sofort an die
USA ausgeliefert worden. Denn dies ist ein Abkommen der BRD mit den
USA seit Jahrzehnten. Und das ist der Grund für die sofortige
Ablehnung des Asylgesuches von Edward Snowden.
Wenn
die Wut des Volkes und die Organisierung der Arbeiterklasse für den
revolutionären Sturz der bestehenden Ordnung die tödlichste Gefahr
für sie ist, sucht die noch herrschende Klasse panisch nach jedem
Anzeichen von Widerstand und Organisierung – überrascht das
wirklich jemanden?
Der
Fakt an sich ist uninteressant. Interessant ist, wer ihn wozu
benutzt.
Wozu
der US-Imperialismus benutzte, was Mr. Snowden an die Öffentlichkeit
brachte, wäre vor 100 Jahren der Grund für eine Kriegserklärung
gewesen. Nämlich die nahezu schonungslose Offenheit, mit der die
US-amerikanische Außenpolitik den deutschen Imperialismus zu einem
potentiellen Feind erklärte, über den man selbstverständlich bis
ins Detail Bescheid wissen müsse. Keine Spur von diplomatischer
„Verlegenheit“, die sonst des öfteren eintritt und gezeigt wird,
wenn man Offenkundige laut ausgesprochen wird. Die „Verlegenheit“
ist eher auf der Seite des deutschen Imperialismus, weil er beim
jetzigen Stand der Dinge weder die Ermordung irgendwelcher
Thronfolger noch die Einstufung als potentiellen Feind zum Anlaß
nehmen kann, der Welt den Krieg zu erklären. Zudem muß er so weit
wie möglich stillhalten, sonst kehren sich die Fakten gegen
ihn
und würde noch deutlicher als bis zur Stunde, wie weit er mit
solcher Art Kriegserklärung selber schon gegen die anderen
Imperialisten gediehen ist.
Auf
der anderen Seite hat der US-Imperialismus dem deutschen einen
gewissen Gefallen getan. Mr. Snowden hat ja auch ans Licht gebracht,
wie und in welchem Ausmaß die US-Geheimdienste auch die „Freunde“
in Frankreich und anderen europäischen Ländern bespitzelt haben.
Was die Außenpolitik des deutschen Imperialismus natürlich gerne
benutzt, wenigstens in einem Punkt die Isolierung zu durchbrechen, in
die er sich mit seinen Spardiktaten gegen die europäischen Völker
zu lavieren droht und in gewissem Grad schon laviert hat. Jetzt kann
er die „europäische Empörung“ hinter sich organisieren. Und:
Hätten wir eine Monarchie, die „Opposition“ in der BRD und der
annektierten DDR hätte sich als das herausgestellt, was die Briten
„Ihrer Majestät loyale Opposition“ nennen. Von der „Linken“
über die Sozialdemokratie bis zu den Grünen kennt die „Opposition“
in dieser Frage nur zwei Zustände der Erregung. Nämlich die
Empörung über den US-Imperialismus und die Empörung über die
mangelhafte Arbeit der eigenen Geheimdienste. Zustände, die die
Kriegsvorbereitung nach außen nun nicht gerade erschweren.
Es
ist dies eine für Vorkriegszeiten typische Gemengelage
geheimdienstlicher, diplomatischer, militärischer Vorbereitungen.
Sie hat ihre Kollateralschäden. So beim bürgerlichen Völkerrecht.
Es blieb wieder einmal auf der Strecke, als das Regierungsflugzeug
eines souveränen Staates wie ein von Erpressern gekapertes Flugzeug
die Überflugsrechte in Europa verweigert bekam und in höchster Not
in Wien Schwechat nahezu notlanden mußte. Wobei die Erklärung des
österreichischen Bundespräsidenten dafür, daß er sofort
persönlich zu Präsident Morales auf den Flughafen fuhr, Bände
spricht: Er habe zeigen wollen, „daß Österreich vor niemandem
Angst hat“.
Ägypten – eine Tragödie
Die
Ereignisse in Ägypten sind eine Tragödie und eine Katastrophe, vor
allem, weil ausnahmslos alle beteiligten Kräfte, Klassen, Schichten
(die Arbeiterklasse hat nach unseren Beobachtungen in die wirklichen
Kämpfe bislang nicht eingegriffen) sich über ihre Lage, die
Möglichkeiten der Entwicklung in der Zukunft, die sich ihnen noch
bieten, wie über die Mittel, mit denen eine Zukunft überhaupt zu
errichten sein wird, zutiefst täuschen und im Sinne dieser
Täuschungen blutige Schlachten im Volk geführt werden.
Wir
haben es vor zwei Jahren anläßlich der ersten Revolten im
arabischen Raum gesagt, und wir sagen es noch einmal im ersten
Artikel dieser „Ergebnisse der ZK-Plenartagung“: Die Zeit der
Herausbildung, auch die Zeit der Festigung bürgerlicher
Nationalstaaten ist vorbei.
In
Ägypten war das Militär nicht immer reaktionär. Nicht immer ein
Feind des ganzen Volkes. Der erste Militärputsch in Ägypten in den
50er Jahren durch Gamal Abdel Nasser war nicht in allen Zügen
reaktionär. Der Militärputsch der 50er Jahre war der Versuch, den
Feudalismus und den Kolonialismus in Ägypten zu schlagen, und bekam
deshalb in den 50er Jahren eine breite Zustimmung der bäuerlichen
Fellachen wie der städtischen Bevölkerung, der kleinen Händler.
Dem Militärputsch und der nachfolgenden Militärregierung unter
Nasser gelang es, den Kolonialismus, den Einfluß Englands,
Frankreichs und der USA aus dem Land zu schmeißen. Und es gelang in
geringem Umfang, eine kapitalistische Nationalökonomie aufzubauen.
Das Militär wurde dadurch Besitzer der industriellen Produktion. Und
ist es heute noch: 42% der industriellen Produktion Ägyptens, und
vor allem der Großproduktion, ist im Besitz des Militärs. Der
Militärputsch unter Nasser war nicht die nationale Revolution, aber
führte an die nationale Revolution und die Souveränität Ägyptens
heran. Und aus diesem Grunde hätte dieses Regime nicht so lange
bleiben dürfen, sondern hätte ersetzt werden müssen durch eine
volksdemokratische Regierung und Staatsform. Es ist also eine
Besonderheit und eine Ausnahme, daß nicht unter allen Umständen die
bewaffnete Gewalt, das Militär, von Anbeginn reaktionär ist. Sie
wird es dann, wie in Ägypten, wenn sie nicht abgelöst wird von
einer Volksdemokratie.
Der
erneute Militärputsch im Jahre 2013 ist durch und durch reaktionär.
Reaktionär, weil er ein Hinderungsgrund ist für die
Nationalisierung der Industrie und für das Herankommen an die
Volksdemokratie. Reaktionär, weil er die ökonomische Entwicklung
zur kapitalistischen Nation nicht mehr vorantreiben kann, auch wenn
er wollte. Weil er das städtische Kleinbürgertum, die kleinen
Handwerker, die Klein- und Mittelkapitalisten unterjocht und die
städtische Bevölkerung so immer mehr verarmt. Weil das elendigliche
Fellachentum von ihm aufrecht erhalten wird, keine ökonomischen und
politischen Maßnahmen getroffen werden, es aufzuheben. Im Gegenteil:
das Land wird ruiniert. Und somit vertritt das Militär eigentlich
nur sich selbst, seinen Besitz und seine Macht. Es handelt heute
gegen die städtische Bevölkerung ebenso wie gegen das elende
Fellachen- und Bauerntum in Ägypten. Es unterwirft sich die
Arbeiterklasse in brutalster Art und Weise durch eine Organisation,
die es Gewerkschaft nennt, die aber nichts anderes ist als ein
Kontrollapparat des Militärs über die Arbeiterklasse in den
Betrieben. Und es erschwert somit der Arbeiterklasse in den Mittel-
und Großbetrieben, die im Besitz des Militärs sind, die führende
Klasse einer volksdemokratischen Bewegung zu werden. Und so sieht es
eben auch real aus.
Die
Arbeiterklasse fern der heutigen Kämpfe. Die Händler,
Kleinkapitalisten, die Intelligenz, die städtische Bevölkerung, die
sich aufgrund ihrer Klassenlage eine starke ägyptische nationale
Bourgeoisie wünschen, an der sie teilhaben können, führen ihre
Kämpfe ohne jegliche Perspektive, und deshalb fällt diese Bewegung
so schnell zurück auf die Befürwortung einer Militärdiktatur. Die
bäuerliche Bevölkerung, die auf Grund ihrer Klassenlage keinen
Vorteil mehr hat vom Erstarken einer Nationalbourgeoise verbleibt in
der Mehrheit in der feudalen Vergangenheit. Und das ist mit der Boden
für die Muslimbrüder, die ihre Basis im wesentlichen auf dem Land
besitzen. Die Fellachen erkennen weder die Gegenwart noch die
Zukunft. Denn es ist zwingend, um als Bauer in Ägypten überleben zu
können die industrielle Großproduktion des Landes und des
Ackerbaus, wozu aber nur die ägyptische Arbeiterklasse durch ihre
eigene Machtergreifung des Weg weisen könnte.
Die
ägyptische Armee der 1950er Jahre – das war die
Nationalbourgeoisie an der Macht. Heute, eine Weltwirtschaftskrise
später, in der immer schärferen Zuspitzung jener Krankheit des
Kapitalismus zum Tode, die wir die allgemeine Krise nennen, heute ist
die Armee Repräsentant einer Nationalbourgeoisie, die nur noch zur
Kompradorenbourgeoisie der großen imperialistischen Mächte werden
kann bzw. als solche überleben kann. Das Volk täuscht sich, wenn es
in diesem absolut reaktionär gewordenen Militär noch das Militär
der 50er Jahre vermutet. Richtig: Auch nur die Fassade eines
souveränen Nationalstaats ist nur noch mit dem reaktionären Militär
aufrechtzuerhalten. Aber gleichzeitig ist dieses Militär zur
vollkommen volksfeindlichen und antinationalen Kraft verkommen. Die
22 Millionen aus dem Volk, die die Protesterklärung gegen den
Repräsentanten der reaktionären Muslimbruderschaft an der Macht
unterzeichnet haben, diese nationalbourgeoisen Kräfte auf den
Straßen von Kairo und Alexandria
- sie täuschen sich, wenn sie im Protest gegen die Muslimbrüder
eine Chance sehen, den längst verlorenen Traum von der Herrschaft
als nationale Klasse zu verwirklichen. Herrschaft des Imperialismus
und der Kompradorenbourgeoisie – oder volksdemokratische Herrschaft
der Arbeiter, Fellachen und der kleinbürgerlichen Schichten im Volk,
so steht die Frage spätestens seit den 1960er Jahren in Ägypten wie
im gesamten arabischen Raum. Nur als Teil einer volksdemokratischen
Revolution zur Errichtung der Diktatur mehrerer Klassen können die
Millionen auf den Straßen Ägyptens noch eine fortschrittliche Rolle
in der Geschichte spielen. Oder die Tragödie setzt sich fort, in
deren Verlauf die Volksmassen zu Nutz und Frommen der
imperialistischen Großmächte sich wechselseitig abschlachten. Und
gleichzeitig
zeigen die 22 Millionen Unterschriften der Bewegung gegen Mursi und
die Muslimbruderschaft, welche gewaltige Kraft für eine solche
volksdemokratische Revolution bereitsteht!
Zentralkomitee
7.7.2013
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