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Der
Krieg der Ökonomie –
oder
die Ausplünderung ganzer Staaten
durch
den deutschen Imperialismus mit Hilfe der Weltwirtschaftskrise
Lenin
lehrte uns, daß jenes Stadium des Kapitalismus, in dem wir leben,
der Vorabend der sozialistischen Revolution ist. Und weil dem so ist,
Neubildungen von bürgerlichen Nationalstaaten absolute Ausnahmefälle
sind im Gegensatz zum Stadium, als der Kapitalismus den Feudalismus
niedergeschlagen hat.
Das wissen wir. Und in der Organisation spielt diese Frage eine
gewaltige Rolle in einem Punkt. Nämlich bei all den Ländern, die
durch den modernen Revisionismus und dann durch den Umschlag zur
Konterrevolution der Diktatur des Proletariats oder der Diktatur
mehrerer Klassen verlustig gingen. Daraus ergab sich für uns immer
die Frage: Inwieweit können sie überhaupt noch bürgerliche
Nationalstaaten werden? Bzw. dieser Frage vorgelagert: Ist ein
Entstehen nach dem Sozialismus, wenn er zerschlagen wird, einer
kapitalistischen Klasse überhaupt noch möglich? Bis jetzt können
wir feststellen, daß in der Mehrheit der zerschlagenen
sozialistischen Staaten eine eigenständige Nationalbourgeoisie
unmöglich wurde. Oder diese Frage noch nicht entschieden ist
(China). Trifft also, was noch neuer wäre in der
Menschheitsgeschichte als die Zerschlagung des Sozialismus es auch
auf alte, schon bestehende Nationalstaaten, auf alte, aber sehr
schwache Nationalbourgeoisien zu, daß sie vor der proletarischen
oder volksdemokratischen Revolution vernichtet werden. Nicht vom
Proletariat, nicht vom Volk, sondern von einer fremden
imperialistischen Bourgeoisie selbst? Dies konnte uns Lenin vor 90
Jahren nicht beantworten. 90 Jahre sind aber eine lange Zeit am
Vorabend der sozialistischen Revolution.
Je
länger sich der Prozeß der Verfaulung dieser Produktionsweise
hinzieht, um so mehr geht der Imperialismus dazu über, bestehende
Nationalstaaten zu zerstören.
Immer weniger genügt in der allgemeinen Krise des Kapitalismus die
Ausbeutung der Arbeiter. Maximalprofit – und der Maximal-, nicht
der Durchschnittsprofit ist lebensnotwendig für das überleben des
Finanzkapitals – ist nur noch zu erzielen nicht nur durch die
Ausbeutung der „eigenen“ Arbeiter, sondern durch die darüber
hinausgehende Ausplünderung des ganzen Volks durch Steuern,
Staatsschuld in Inflation. Und auch das genügt nicht. Es genügt
nicht einmal mehr die Ausplünderung anderer Länder und Völker mit
den Mitteln des Kredits, der, wie Griechenland, Irland, Spanien,
Portugal, Polen, die Tschechische Republik etc. etc. zeigen, aus
einem Mittel zur Beförderung der Produktion zu einem Mittel der
Ausplünderung und der Zerstörung von Produktion geworden ist.
Angesichts der in der sich immer zuspitzenden allgemeinen Krise
chronischen Enge der Märkte, angesichts einer Finanzkrise im Gefolge
der Weltwirtschaftskrise, die das Trugbild der Vermehrung von
Reichtum durch Vermehrung von Geld zerplatzen läßt, geht der
Imperialismus, und an vorderster Front der deutsche Imperialismus
dazu über, bestehende bürgerliche Nationalstaaten nicht mehr nur
auszuplündern, sondern faktisch zu zerschlagen. Also wirklichen
Krieg mit den scheinbar friedlichen Mitteln von ökonomie, Politik
und Diplomatie zu führen.
Wir
sehen das an Griechenland. Das selbe geschieht oder wird vorbereitet
gegenüber Portugal, Spanien. Die nationalen Bourgeoisien solcher
Länder werden ihrer materiellen Basis beraubt. Und es ist kein
Zufall, daß die Agentur, die dies besorgen soll, nach dem Vorbild
der „Treuhandanstalt“ des deutschen Imperialismus zur
Zerschlagung des Volkseigentums der DDR aufgebaut werden soll. Getreu
dem uns wohlbekannten Wirken dieser für den Imperialismus so
segensreichen Institution wird der Bourgeoisie Griechenlands alles
entrissen, was das Land über den Status eines Landes der Bauern,
Fischer und Kleinkrämer hinaushebt: die Reste der
Telekommunikation,
die Häfen und Flughäfen, das Transportwesen, ja die Institutionen
der Reparatur der Arbeitskraft wie die Krankenhäuser.
Nichts
ist falscher als das als eine Form der „Kolonialisierung“ zu
begreifen. Kolonialisierung, wie barbarisch auch ihre Mittel waren,
war eine Form, ganze Erdteile in die kapitalistische Weltwirtschaft
hineinzureißen, rückständige Produktionsweisen zu vernichten. Der
Kolonialismus war gezwungen, in den Kolonien wenigstens die Ansätze
einer Infrastruktur aufzubauen, um sie überhaupt ausbeuten zu
können. Er mußte Eisenbahnen anlegen und Häfen usw. Was wir jetzt
sehen ist nur mehr die blanke Zerstörung, ist das
Wieder-Zurückwerfen ganzer Länder auf rückständige
kleinstaatliche Produktionsweisen aus der Frühzeit der Bildung von
Nationalstaaten (siehe Marx).
Daraus
ergibt sich, daß die Bourgeoisie Griechenlands in zweifacher Weise
um ihr überleben kämpft. Sie wird als Nationalbourgeoisie
schwerlich überleben, wenn sie die 324 Milliarden Euro Schulden
zurückzahlt. Denn wenn sie zurückzahlt, werden große Teile der
griechischen Nationalbourgeoisie hinabgeschleudert ins Volk bzw. ins
Proletariat. Und ein kleiner Teil kann bestenfalls
Kompradorenbourgeoisie bleiben. Die heutige griechische
Nationalbourgeoisie wird dem Schicksal nicht entkommen, von der
Bildfläche zu verschwinden. Denn versucht sie, die Schulden nur zum
Teil oder gar nicht zurückzuzahlen, dann werden die deutschen
Gläubiger sie militärisch unterwerfen. Oder aber, und das wäre die
revolutionäre Seite, das Volk verweigert die Zurückzahlung der
Schulden der griechischen Bourgeoisie – dann bricht das auch der
griechischen Bourgeoisie das Kreuz. Nämlich dadurch, daß der
revolutionäre Volkswillen sie aus der Geschichte fegt und seine
eigene Diktatur mehrerer Klassen bzw. die Diktatur des Proletariats
anstelle der Diktatur der griechischen Nationalbourgeoisie stellt.
Uns
scheint, die Kommunistische Partei Griechenlands irrt gefährlich,
wenn sie die derzeitigen spontanen Aufmärsche aus Teilen des Volkes
bzw. der Kleingewerbetreibenden, aus denen die Parteien, die roten
Fahnen und die Gewerkschaften verbannt werden, als eine noch
unbewußte Form des Volkswiderstands und der „Volkswut“
einschätzt, die man an die Kämpfe der Arbeiter, der Kommunistischen
Partei, der klassenbewußten Gewerkschaft, der PAME nur näher
heranführen muß. Was wir sehen ist bis in die äußere Form (das
„Töpfeschlagen“, das wir so gut aus den Demonstrationen der
chilenischen Bourgeoisie gegen die volksdemokratische
Allende-Regierung kennen) eine bürgerliche
Gegenbewegung
gegen den Kampf des Volks! Eine Bewegung, die sehr schnell zur
Forderung nach der „harten Hand zur Rettung Griechenlands“ führen
kann, wie es die Obristendiktatur des Militärs im Griechenland der
70er Jahre oder die Pinochet-Diktatur in Chile waren.
Die
Arbeiterklasse Griechenlands kann diesen Kampf aufgrund der
Klassenspezifigkeit Griechenlands nicht alleine gewinnen. Die
Kommunisten in Frankreich der 1930er Jahre haben den Weg gezeigt. Es
ist der Weg der Volksfront. Nicht als ein Wahlbündnis, sondern vor
allem als eine Organisation des Volkes in jeder Gemeinde, in jedem
Betrieb unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer politischen
Partei. Eine Organisation, die den Sturz der Regierung organisiert
und ihre Ersetzung durch eine Regierung der Volksfront zum Kampf um
die Enteignung der Nationalbourgeoisie, deren Schicksal nicht mehr
das Griechenlands sein darf; um die Entmachtung des bürgerlichen
Staatsapparats; um die Auflösung aller konterrevolutionären Banden;
um die Stornierung und Nichtbezahlung aller Auslandsschulden des
Landes usw. Wir wissen aus der Geschichte unserer Klasse (der
Geschichte der Volksfront in Frankreich, aber auch der
Arbeiterregierungen in Sachsen und Thüringen in den 20er Jahren des
vorigen Jahrhunderts), daß solche Regierungen nur der Kampfboden für
das Weiterschreiten zur Diktatur des Proletariats sind – oder die
Monopolbourgeoisie siegt noch einmal über sie und damit über das
Volk. Solche Regierungen sind Regierungen des Kriegs sowohl gegen die
eigene Bourgeoisie wie gegen den ausländischen Imperialismus.
Das
sind keine weit entfernten „griechischen Fragen“. Wir müssen in
der revolutionären Arbeiteropposition, mit der revolutionären
Jugend, im Arbeits- und Koordinationsausschuß der Ersten Arbeiter-
und Gewerkschafter-Konferenz auch darüber sprechen. Denn: Wie wird
sich die Arbeiterklasse in der BRD und der annektierten DDR stellen,
wenn die Arbeiter und das Volk Griechenlands ernst machen etwa mit
der Forderung nach Nichtbezahlung der Auslandsschulden? Ein Teil des
Proletariats – wenngleich auch noch ein sehr geringer Teil – der
BRD und insbesondere in den Großbetrieben zweifelt immer mehr daran,
daß die Forderungen der deutschen Bourgeoisie und insbesondere der
Deutschen Bank einen Nutzen hätten, Griechenland habe alle Schulden
zurückzuzahlen. Und das in der Weise, indem es sich immer mehr
verschuldet. Daß also die Rückzahlung nichts anderes ist als die
Zahlung von Zinsen und nicht der Schulden. Dieser Teil des
Proletariats zweifelt immer mehr auch daran, daß die Auspressung des
griechischen Volkes dem deutschen Volke irgendeinen Nutzen bringen
könnte. Dieses Bewußtsein haben wir zu verstärken. Denn in der Tat
ist es so, daß die Arbeiterklasse hier ausgeplündert wird, nicht um
Griechenland und das Volk in Griechenland zu retten, sondern um das
profitabelste Geschäft der deutschen Bank und mancher Versicherungen
nicht nur zu sichern, sondern weiter in Schwung zu halten. Denn z.B.
die 100 Milliarden, die aus dem Nationaleinkommen, also aus unserem
Steueraufkommen, angeblich Griechenland überwiesen wurden, daß es
nicht Bankrott anmelden muß – diese 100 Milliarden wurden von der
griechischen Bourgeoisie nicht nur zum Teil aus dem Volk ausgepreßt,
sondern gleich wieder an die Deutsche Bank und die Versicherungen
überwiesen. Nur mit dem Unterschied: Das Geld ist weg, aber die
Schulden von 100 Milliarden bleiben dem griechischen Volk. Also beide
Arbeiterklassen werden vom deutschen Imperialismus ruiniert. Wir in
unserem Land, und die griechische gleich obendrein. Beide
Arbeiterklassen, solange sie dem kein Ende setzen (und die
griechische Arbeiterklasse kann das ganz und gar nicht alleine,
sondern braucht die deutsche Arbeiterklasse dazu) schafft dem
aggressivsten Teil des Monopolkapitals, das den Krieg vorantreibt,
die Voraussetzungen, nicht nur Griechenland in ein Bettelhaus zu
verwandeln, nicht nur die Bundesrepublik in ein Bettelhaus zu
verwandeln, sondern es wird dadurch die Kriegskasse gefüllt, die zum
Weltkrieg führt. Die Aufgabe des proletarischen Internationalismus
ist, daß die westdeutsche Arbeiterbewegung der Deutschen Bank und
ihren Konsorten in ihrer Ausplünderung ganzer Völker und der
Vernichtung ganzer Staaten den Kampf ansagt. Daß Aktionen gegen die
Deutsche Bank und die gesamte Regierung längst angesagt sind, und
daß der Kampf in unseren Gewerkschaften, deren Haltung weit über
das hinausgeht, was der ADGB in den 20er Jahren sich jemals in einer
solchen Frage erlaubt hat, gegen diejenigen geführt wird, also gegen
die Vorstände und ihre Claqueure auf Bezirks- und Ortsebenen bis in
den Betrieb hinein, die wollen, daß Griechenland zahlt. Daß diese
Vorstände zum Schweigen gebracht werden und ihnen das Maul gestopft
wird. Denn was schreien sie denn? Wir sollen Untergebene und
Eintreiber der Deutschen Bank werden und mit der Deutschen Bank Krieg
führen gegen das griechische Volk und gegen uns selbst.
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