|
Die
deutsche Atompolitik als Tollhaus
oder
„Die
ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.“
Der
untergehende Kapitalismus zerschlägt und zerstört bereits
Geschaffenes. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der
stets zunehmenden Beherrschung der Natur und ihrer Gesetze. Ein
solcher Fortschritt, wenngleich in den engen Grenzen kapitalistischer
Profitmacherei, war und ist die Nutzung der Kernenergie. Denn die
Energiefrage war und ist die entscheidende Frage bei der Reduktion
der notwendigen Arbeit durch die Entwicklung der Industrie, des
Transportwesens usw. usf. Aber unfähig, über die beschränkte, begrenzte und
gefährliche Form der Nutzung der Kernenergie, wie sie die heutigen
Kernkraftwerke darstellen, hinauszugehen, zerstört der
Imperialismus, der Kapitalismus in seinem letzten Stadium selbst
diese beschränkte Nutzung, diesen noch relativ kleinen Fortschritt.
Die
Regierung des deutschen Monopolkapitals tut alles, diese
Feststellungen des historischen Materialismus zu bestätigen. Ihre
Atompolitik der „Energiewende“ ist ein Stück aus dem Tollhaus.
Bereits
angeeignete Technologie wird auf den Kehrichthaufen geworfen – und
die daran und dafür ausgebildete hochqualifizierte Arbeitskraft
gleich dazu. Technisches Wissen der Menschheit wird entwertet.
Zentralisierung der Produktion, nicht nur notwendiges Produkt der
kapitalistischen Produktionsweise, sondern auch Notwendigkeit wie
Erleichterung des übergangs zu einer neuen Produktionsweise des
Sozialismus, wird rückgängig gemacht zugunsten einer
Energiewirtschaft der „kleinen überschaubaren Einheit“, die in
einem hochindustrialisierten Land gleich in doppelter Weise zu
Hunderttausenden Stunden Mehrarbeit wird. Zum einen deshalb, weil die
vorhandene hochzentralisierte Technologie der Atomenergie
zerschlagen, also abgebaut und entsorgt werden muß und an ihrer
Stelle zunächst einmal ein Ersatz geschaffen werden muß, also noch
gar kein Mehr an Energie, was ebenso wieder Hunderttausende und
Aberhunderttausende Stunden Mehrarbeit benötigt, daß es überhaupt
realisiert werden kann. Was aber noch vollkommen in Frage steht. Denn
weder technologisch noch wissenschaftlich (Erforschung von
Erdwasserspeichern etc.) noch industriell besitzt zur Stunde die BRD
und ihre herrschende Klasse eine Voraussetzung. Eine Stromsicherheit
für die Industrie und die Privathaushalte ist damit eventuell
Vergangenheit. Und die Mehrkosten sind deshalb für das Volk
aberwitzig, weil sie unnötig sind.
Hier
haben wir es nicht mehr mit gewaltigen Fehlern bei der Beherrschung
und Anwendung der Naturgesetze zu tun, wie sie Fukushima offenlegt.
Hier haben wir es damit zu tun, daß ein Fortschritt in der
Auseinandersetzung mit der Natur zur Produktion des menschlichen
Lebens überhaupt negiert, aufgegeben, auf den Müll geworfen wird.
Und
warum diese volksgemeinschaftliche und zutiefst rückschrittliche
Politik der „Energiewende“?
Die
bürgerlichen Parteien, CDU/CSU, FDP, SPD und tutti quanti kämpfen
ums überleben. Sie sind Parteien der bürgerlichen Demokratie. Sie
können nicht anders existieren als mittels einer gewissen Zustimmung
des Volkes. Ihre Basis wie ihre Notwendigkeit und Nützlichkeit für
das Monopolkapital schwinden in dem Maße, in dem der Staatsumbau
Millionen zur Rettung des untergehenden kapitalistischen Systems
schon gar nicht mehr in Parteien, sondern in den reaktionären und
kriegsvorbereitenden Massenorganisationen unter dem Kommando des
Militärs organisiert (THW, Heimatschutz, Feuerwehren, Rotes Kreuz
usw. usf.) Solange es noch Wahlen gibt, wollen und müssen sie sie
gewinnen. Solange die Arbeiterklasse im Lohnsystem zu verbleiben
bereit ist, solange sie sich nicht erhebt für eine neue Welt der
großartigen Weiterentwicklung der Beherrschung der Natur durch den
Menschen – solange werden Wahlen gewonnen auch durch den Appell an
die Angst, an die Sehnsucht nach dem Früher, als „die Welt noch in
Ordnung war“, an das unrealisierbare Zurück hinter den
Imperialismus mit seinen Schrecknissen. So wie die faschistische
Partei die Wählermassen des Kleinbürgertums gewann durch das
Versprechen der „Brechung der Zinsknechtschaft“, der Zerschlagung
der Warenhauskonzerne, der Tilgung der Hypothekenschulden für den
Bauern oder, was die faschistische Bewegung hervorgebracht hat: Die
Losung „Zurück aufs Land“ etc.
Wir
wählen diesen Vergleich bewußt. Denn hier liegt die größte Gefahr
der Energiepolitik der Regierung. Die Gefahr nämlich, daß sie das
Umschalten des Monopolkapitals auf die offene terroristische
Gewaltherrschaft beschleunigt, eines Umschaltens, für das durch den
Staatsumbau spätestens seit 2006 die Grundlagen gelegt sind. Ist
doch die offene terroristische Gewaltherrschaft des Faschismus die
Form, in der das Monopolkapital sich hinter seinen aggressivsten
Teilen schart, seine eigenen äußerst scharfen Widersprüche
zeitweilig überwindet durch die gewaltsame Unterdrückung aller
Teile des Volks, durch die Ausrichtung auf die vorübergehende
kriegerische Lösung der bis zur Explosion angehäuften Widersprüche
dieser untergehenden Produktionsweise.
Die
„Energiewende“ ist, wie wir bereits dargelegt
haben (siehe hier), ein Sammelsurium von rückschrittlichen und vergangenen
Anwendungen von Naturkräften, die vom technischen Stand und von den
Kräften der Natur selbst ins blanke Chaos führen müssen. Das Volk
wird Millionen Arbeitsstunden nur für die Ersetzung vorhandener
Energie aufbringen müssen, also Millionen Arbeitsstunden, oder
anders gesagt Milliarden an Geld, das an allen Ecken und Enden
dringlich fehlt, ob in der Bildung, ob in der Kultur oder im
einfachen Leben des Volkes. Denn auch die Frau Merkel wird es nicht
hinbekommen, ein Volkseinkommen zweimal zu verteilen. Die
verschiedenen Teile und Fraktionen des Finanzkapitals kämpfen darum.
Die Energiekonzerne und damit der Teil des Monopolkapitals, der
ausweislich seiner aggressiven Strategie über die Grenzen hinweg,
seines Schreis nach der militärischen Absicherung der „deutschen
Energieversorgung“ und des Gewinns neuer Rohstoff- und
Energiequellen zu den aggressivsten Teilen des Monopolkapitals
dieses Landes zählt, diese Energiekonzerne gehen in offene
Konfrontation nicht nur mit der Regierung, sondern mit allen Parteien
der bürgerlichen Demokratie. Sie haben, wie das Handelsblatt
schreibt, der Regierung den Krieg erklärt. Sie werden noch
aggressiver den anderen Völkern gegenüber. Sie werden noch
schneller die Frage nach den kriegerischen Mitteln aufwerfen. Und
gerade die Atomkraftgegner, die Geister, die sie riefen, sekundieren
ihnen am besten. Die „Abschaltung aller Kernkraftwerke weltweit“,
wie sie auch und gerade die DGB-Gewerkschaften propagieren (siehe
diverse Reden an diesem 1. Mai) ist eine Losung des Kriegs gegen
andere Länder. Bürgerinitiativen des Kleinbürgertums mobilisieren
gegen das tschechische Temelin (und propagieren damit nichts anderes
als die Vernichtung der tschechischen Industrie, die ihren Strom zu
85 Prozent aus Kernkraft bezieht) und gegen die grenznahen
französischen AKWs. Ein Leichtes, diese Hysterie mit ihrem Ruf nach
Stillegung der AKWs weltweit in den Ruf nach dem Energie-Lebensraum
zu verwandeln. Man schalte nur im nächsten Winter ein paar Tage den
Strom ab, erkläre den Energie-Notstand – und von den
deutschnationalen Grünen bis zu den Führungen der
DGB-Gewerkschaften steht alles auf für die Forderungen des
Rohstoffausschusses der deutschen Industrie! Damit dann die
scheinbare Rettung aus dem Tollhaus naht wie für Goethes
„Zauberlehrling“:
„Ach,
da kommt der Meister!
Herr,
die Not ist groß!
Die
ich rief, die Geister,
Werd
ich nun nicht los.“
Es
gibt keine einzige Frage in Gesellschaft, Kunst, Kultur und
Wissenschaft, die mehr gelöst werden könnte ohne die proletarische
Revolution. Wer zurückschaut oder sich zurücksehnt, wird nicht im
Alten ankommen, sondern in einer neuen, gerade geschaffenen Barbarei.
Deshalb: Nicht sich zurückzusehnen nach dem Alten, scheinbar
überschaubaren, sondern vorwärtszugehen, über den Imperialismus
und seine Zerstörungen hinaus zur Diktatur des Proletariats als
Herankommen an den Kommunismus – dazu braucht es die politische
Macht der Klasse, die allein die fortschrittlichste Produktionsweise
verkörpert. Dazu braucht es die Schlacht um diese Macht. Eine
Schlacht, die eben nicht nur auf dem Gebiet der Politik oder der
ökonomie geschlagen wird, sondern auch auf dem der
Naturwissenschaften. Kein Fortschritt mehr auch in der Beherrschung
der Natur und ihrer Gesetze, in der bewußten Vereinigung von Mensch
und Natur ohne die Revolution, die allein der Demiurg des Neuen sein
kann.
Mancher
mag es nicht glauben, es ändert aber nichts an der Tatsache, daß
der historische und dialektische Materialismus wie seine Anwendung
sich ganz und gar nicht auf die Klassenführung des Proletariats und
auf die Zukunft der Menschheit in der Frage, daß sie klassenlos ist,
allein sich bezieht. Ohne den historischen und dialektischen
Materialismus anzuwenden oder annähernd anzuwenden, gibt es keinen
historischen Fortschritt in der Wissenschaft, also in den
Naturwissenschaft. Das erkannte das deutsche Proletariat sehr
frühzeitig. Und kämpfte deswegen um ein Wissen über den
Klassenkampf hinaus, insbesondere in den Naturwissenschaften. Es war
also ein beidseitiges Anliegen, einmal vom fortgeschrittensten
Proletariat, aber auch von so einem Naturwissenschaftler wie es
Einstein dargestellt hat, daß Einstein sein Wissen den Proletariern
in kleinen Broschüren oder auf Veranstaltungen brachte. Oder: Jeder,
der auch nur ein wenig Engels kennt weiß, welch große Arbeit er für
das Weiterkommen der Naturwissenschaften geleistet hat. Und wie
wichtig diese Arbeit für die Arbeiterbewegung war. Jeder weiß, der
Lenin etwas besser kennt, welche Leistungen er vollbracht hat und
welche große Bedeutung dies für die internationale Arbeiterbewegung
hatte und noch hat. Eine kommunistische Organisation, ohne daß sie
sich mit naturwissenschaflichen Problemen beschäftigt und darin auch
die fortgeschrittensten Teile des Proletariats erzieht, wird nicht
nur spätestens scheitern nach der Revolution unter der Diktatur des
Proletariats, wenn die fortgeschrittenste Klasse, also das
Proletariat die Entwicklung der Produktivkräfte und die Beherrschung
der Natur selbst organisiert und wenigstens wird kontrollieren
können. Nein, sie scheitert schon im Kapitalismus bzw. bekommt einen
Teil der Verbündeten für den Kampf um den Sozialismus nicht, wie
Teile der Naturwissenschaftler und vor allem Teile der werktätigen
Intelligenz, die man aber schon dabei haben sollte und nicht als
Gegner der Revolution. Den historischen und dialektischen
Materialismus auf das Gebiet des Klassenkampfes und der Organisierung
der Arbeiterklasse, die Ausbeuter niederzuschlagen und ihre eigene
Herrschaft aufzurichten zu begrenzen, widerspricht dem historischen
und dialektischen Materialismus zutiefst. Das wußte unsere
Organisation von Anbeginn ihrer Gründung. Und da sie durch die
sozialistische Studentenbewegung bessere Voraussetzungen hatte als
heute, hatte sie Arbeitskreise (in der Regel außerhalb der
Organisation organisiert), die sich mit Naturwissenschaft oder
angewandter Naturwissenschaft beschäftigten. Und ein Teil dieser
Genossen wurden dann Mitglieder des Arbeiterbunds für den
Wiederaufbau der KPD. Und wieder ein ganz kleiner Teil von ihnen hält
heute noch die Fahne hoch, daß immer wieder naturwissenschaftliche
Probleme und Fragen geklärt werden können und somit der
Organisation die Agitation im Proletariat ermöglicht wird. Diese zur
Stunde wenigen Fahnenträger müssen in der Organisation vergrößert
und durch die Arbeit der Organisation von außen neu organisiert
werden. Organisieren nach innen heißt, es müssen in den allgemeinen
Plenartagungen der Organisation naturwissenschaftliche Probleme,
soweit sie auftauchen und uns bedrängen, laufend behandelt werden
(z.B. Energiegewinnung aus Atom, oder jüngster Fall: die Seuche
EHEC). Und wir müssen um die wenigen fortschrittlichen
Intellektuellen, Studenten, Angehörigen der wissenschaftlichen
Intelligenz kämpfen, die hier Wissen vermitteln und den Arbeitern
helfen können zu erkennen, daß ihr Kampf nötig ist, nicht nur die
Wissenschaft aus der Zwangsjacke des sterbenden Kapitalismus zu
befreien, sondern damit auch zu verhindern, daß jahrhundertelang
angehäuftes Wissen der Menschheit um die Natur und ihre Beherrschung
schlicht vernichtet wird.
|