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50 Jahre Wiederaufbau der KPD
Zu den Tagen der Gründung der KPD
und der III. Kommunistischen Internationale
vor hundert Jahren
ERGREIF PARTEI
Eine Antwort auf die Frage ‚Was tun?‘
im 51. Jahr des Wiederaufbaus der KPD
31. Dezember 2018
„Morgen treten aus ganz Deutschland Vertreter der meistgehassten, meistverleumdeten,
meistgehetzten politischen Richtung, des Spartakusbundes, zusammen.” schreibt Rosa
Luxemburg am 30.12.1918 in der Roten Fahne. Die Kommunistische Partei Deutschlands
konstituiert sich. Aus der Arbeiterklasse tritt ihre in einer Partei organisierte Avantgarde. Für ihre
Vernichtung wird die Bourgeoisie alle Hebel in Bewegung setzen. Aber „um den Kommunismus
auszurotten, müssten sie die Arbeiterklasse ausrotten. Und das, das können sie nicht”, so der
Vertreter der Jugend für den Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD 100 Jahre später,
während der Manifestation auf den Treppen der Berliner Volksbühne, unweit vom ehemaligen
Sitz der KPD, dem Karl-Liebknecht-Haus. Die herrschende Klasse wusste, dass ihr sonst kein
Überleben mehr sicher ist. Ein Jahr zuvor wurde der Beweis erbracht: Das russische Proletariat
unter Führung der Bolschewiki, ihrer Kommunistischen Partei, errichtete 1917 seine Diktatur.
Ihre Räte ergriffen die Macht im neuen Staat. Die weltweite Herrschaft der Ausbeuter ist
erschüttert. Siegt die Revolution in Deutschland, siegt die Weltrevolution. Aber keine
Bourgeoisie, erst recht nicht die deutsche, geht freiwillig. „Einer nach dem andern
verschwanden sie für Jahre von der Bildfläche, bevölkerten Gefängnisse und Zuchthäuser oder
wurden aus Betrieben in den Schützengraben verschickt. Doch blieb auch nur einer noch frei,
gleich sammelte sich die Schar von neuem, gleich ging die unterirdische Arbeit weiter, die zähe
Maulwurfsarbeit, die den starren Bau des Imperialismus unterminieren sollte” (Rosa
Luxemburg).
Es wird der moderne Revisionismus, der schwerste Angriff auf die Arbeiterbewegung und das
bürgerliche Bewusstsein sein, das den Kampf der „meistgehetzten politischen Richtung” bis
heute verlängern wird.
Seit nunmehr 50 Jahren ist sich der Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD diesem
wundesten Punkt der Geschichte der Arbeiterbewegung im Klaren. „Nicht nur ein Programm,
ebenso die richtige Strategie und Taktik zum Herankommen an die Revolution” sind
unabdingbar notwendig. Denn die „Gewinnung der Arbeiterklasse für den Kommunismus” ist
eine Überlebensfrage der ganzen Gesellschaft, fährt der Vertreter des Zentralkomitees dieser
Organisation fort. Keine andere Organisation hätte zu diesem Datum mehr das Recht gehabt, in
den Sälen des ehemaligen preußischen Landtages, dem heutigen Berliner Abgeordneten Haus,
dort, wo sich die Kommunistische Partei 100 Jahre zuvor gründete, seine Kampf-Manifestation
abzuhalten. Aber es werden eben keine Säle an „Parteien und ihre Nachfolgeorganisationen”
vergeben, wie der Präsident dieses Abgeordneten Hauses, Mitglied der SPD, in guter alter
Tradition verlautbaren lies. Der Hass über die Meistgehassten, er bleibt bestimmend, solange
die Arbeiterklasse nicht aus ihren eigenen Fehlern lernt. Wenn die Bourgeoisie und ihre
Handlanger in den bürgerlichen Parlamenten die Säle nicht rausrücken, bleiben den
Kommunisten wie so oft die Straßen und Plätze -die Orte, an denen sich die
Versammlungsräume am besten erkämpfen lassen.
Höchste Zeit ist es, denn der deutsche Imperialismus, der längst den dritten Weltkrieg vorbereitet, lässt nicht mehr auf sich warten. Die
drohende Deindustrialisierung, die Millionen Arbeiter auf die Straßen werfen wird, sie verlangt
von den Kommunisten Strategie und Taktik, die den Kampf um die Konfiszierung der Fabriken
und der Milliarden formuliert, bevor das Kapital den gesellschaftlichen Reichtum außer Landes
geschaffen hat. Es sind dies Aufgaben, vor denen schon der erste Parteitag der KPD stand. Sie
nicht anzugehen bedeutet, sich den eigentlichen Aufgaben der Avantgarde zu verweigern, wie
auch die Grußadresse aus Brasilien an den Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD
verdeutlicht:
„Mit Befriedigung grüßt die Abteilung der Kommunistischen Partei Brasiliens zur Arbeit in der
Metallindustrie und im Bergbau die tapferen Genossen. Laßt uns weiterkämpfen. Die
Organisierung kommunistischer Parteien ist eine grundlegende Strategie für den
klassenbewußten Widerstand und den Sieg der Arbeiterklasse (und ganz besonders der
Arbeiterklasse) bei der Errichtung der Volksmacht und beim Sieg des Sozialismus.”
„Auf auf zum Kampf” ist das Motto dieser Manifestation, das die Kämpfer für eine neue Welt auf
ihrer Demonstration vom Alexanderplatz zur Volksbühne auch singend verdeutlichen. Das
Schalmeienorchester der Agitproptruppen des Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD
führt sie durch die immer dichter anwachsenden Menschenmassen zwei Stunden vor 00:00
Uhr. Auch die Vorsitzende der Freien Deutschen Jugend ergreift das Wort: „Als Organisation in
zwei Ländern, der BRD und der annektierten DDR, richtet sich unser Kampf für das schnellste
Herankommen an die Revolution gegen die Annexion der DDR, als Angriff auf den deutschen
Imperialismus. Das ist unser Beitrag als Internationalisten, der revolutionären Jugend den
Kampf in ihren Ländern zu erleichtern.”
Die Manifestation endet mit einem Aufruf des Vertreters der Jugend:
„Heute, wo noch der Defätismus, das Zaudern und Ducken die Stimmung der Massen
bestimmt, halten wir die flammende rote Fahne hoch, schlagen mit voller Kraft in jede Kerbe,
die der Organisierung nützlich ist, stürzen uns mit der ganzen Energie die wir aufbringen
können auf alle noch so kleinen Kämpfe um sie weiterzutreiben und auszubauen. Wir schreien
aus voller Kehle: Seht her! Der Kommunismus lebt! Die Revolution ist unsterblich.”
Es war Lenin, der erkannte, dass mit Gründung der KPD die III. Kommunistische Internationale
vor 100 Jahren Wirklichkeit geworden ist.
Manifestation zu 50 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD
und zum 100. Gründungstag der KPD
31. Dezember 2018 – Berlin, Volksbühne
1. Januar 2019
Berlin erwacht, während sich der zwölf LKW starke Zug für den Wiederaufbau der KPD in
Bewegung setzt. Das ganze Jahr waren seine vier Abteilungen in den Orten der Republik vor
den Betrieben, den Schulen und Stadtteilen zu sehen und zu hören. Er war und ist
organisierende Kraft, die es zu ergreifen gilt, die nicht nachlassen darf, wenn die
entscheidenden Auseinandersetzungen anstehen, während die nach Hause gehen, die gerne
reden, ohne zu handeln.
Vor dem Karl-Liebknecht-Haus macht er seinen ersten Halt. Die vierzig Mann starke
Agitproptruppe singt das Kominternlied. Der Wiederaufbau der KPD ist vor allem ein Beitrag zur
Wiederherstellung der Kommunistischen Internationale. Keine Revolution denkt und handelt in
den Schranken der Grenzen, die einzig die Bourgeoisie zieht, nicht das Proletariat. Ein stolzes
Haus, in dem zwischen 1926 und 1933 ebenso das ZK der KPD und das ZK des KJVDs seinen
Sitz hatte, in dem Ernst Thälmann sein Leben dafür einsetzte, dass das deutsche Volk nicht im
Krieg und der Barbarei seiner Herren untergeht, wie die Redaktion der Roten Fahne und das
Atelier John Heartfields. Hier galt der letzte Satz des Kommunistischen Manifestes, „Proletarier
aller Länder, vereinigt euch!”, nicht als Phrase, er war Inhalt der seit dem Vereinigungsparteitag
mit der Mehrheit der USPD 1920 zur Massenpartei gewordenen Organisation, die es in den
Kämpfen mit der Reaktion verstand, die revolutionäre Flamme zu den ersten Ansätzen der
materiellen Gewalt einer nicht mehr zu besiegenden Klasse werden zu lassen. Ständig griff der
Staat dieses Haus mit allen Mitteln an, ständig versuchte er, die Führung der KPD zu verhaften,
bis die Zentrale 1933 die Faschisten okkupierten und die Berliner SA sich einnistete. Aber das
letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben, denn „Die KPD kämpft für ein sozialistisches
Sowjet-Deutschland”, wie durch geschichtsbewusste Menschen die Worte Ernst Thälmanns
festgehalten wurden und auch noch an diesem Morgen auf der Fassade des Karl Liebknecht
Hauses zu lesen sind.
Pariser Platz / Brandenburger Tor
1./2. Januar 2019
Landwehrkanal. 15. Januar 1919. Rosa Luxemburg ermordet durch die Schergen der
Reaktion. Die Gründerin der Gruppe „Internationale” mitten im 1. Weltkrieg, 1916, aus der der
Spartakusbund hervorgeht. Sie ist das Herz der theoretischen Führung, die Verfasserin des
ersten Programms der KPD, deren Schriften jeder Revolutionär studieren muss. Berlin kennt sie
in diesen Tagen nicht. Das Volk bleibt ihrem Denkmal fern. Es sind der Arbeiterbund für den
Wiederaufbau der KPD und die FDJ, die sie ehren und wissen, dass sie es sein müssen,
„richtungsweisender Kompass, vorwärtstreibender Keil, der proletarische Sauerteig der
Revolution zu sein”, wie sie es selbst „in der gegenwärtigen Auseinandersetzung zweier
Welten” formulierte.
Neuer See, wenige hundert Meter hinter dem Landwehrkanal. Die Mörder Karl Liebknechts
haben keine Zukunft. Der meistgefürchtete Anführer der revolutionären Teile der deutschen
Arbeiterklasse in den Revolutions-Monaten 1918/19 wurde geschlagen, nicht aber seine Ideen,
nicht sein Vorbild als glühender Antimilitarist, der der deutschen Arbeiterklasse von der Front
aus die Klarheit aufzeigte: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land und heißt deutscher
Imperialismus”; nicht seine Rolle als Vorkämpfer der revolutionären Jugend und Streiter für den
Sozialismus. In seinem letzten Artikel in der Roten Fahne wies er in die Zukunft, denn „es gibt
Niederlagen, die Siege sind; und Siege, verhängnisvoller als Niederlagen.” Karl Liebknecht ist
es, der am schärfsten für die Trennung von der USPD eintritt, er ist es, dem auch heute noch
die revolutionäre Jugend am stärksten zugeneigt ist, den die Reaktion bis heute als erstes
vergessen machen will. Es wird ihr nicht gelingen, solange es Kommunisten gibt, solange
erkannt wird, dass der Wiederaufbau der KPD vor allem eine Sache der Tat ist, nicht der Säle
und nicht der schönen Worte, denn „leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten
Menschheit beherrschen. Trotz alledem!”
Der Zug setzt seinen Weg fort, im Wissen, einen seiner entscheidendsten Punkte noch
anfahren zu müssen: Ernst Thälmann. Der Arbeiterführer, der die KPD zur
Massenorganisation machte. Mit ihm scheidet sich der Revolutionär vom Opportunismus - bis
heute. Er führte die Umstellung der Parteiorganisation auf Betriebszellen, er war der erste Mann
hinter der Bolschewisierung der KPD. Von ihm lernen heißt, den Aufbau von Organisationen zu
verstehen, ihn beim Namen nennen heißt, das Programm an der Tat zu meßen. Ihm setzte
1986 der große sowjetische Bildhauer Lew Kerbel in der Hauptstadt der DDR ein Denkmal. Der
Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD erwies ihm im gleichen Jahr zu seinem 100.
Geburtstag mit seinem Thälmann-Zug durch die Straßen Hamburgs in der Praxis eine Ehre, wie
sie der Revisionismus nicht kennen mag: durch Klarheit, die vor der Mehrheit steht. Das
Denkmal im Prenzlauer Berg, das der Aktionszug am 1.1. am späten Nachmittag erreicht, ist
nur mehr ein Schatten seiner selbst. Ein Schlachtfeld der Verwüstung, beschmiert und vermüllt -
zugelassen durch ein Volk, das das Denkmal bis zur Annexion hegte und pflegte voller Stolz
und im Wissen, dass es die Politik Ernst Thälmanns war, die überhaupt die Grundlage schuf,
Deutschland durch die Rote Armee befreien zu können. Wer sein eigenes Land aufgibt,
beschmiert auch seine Denkmäler. Wer den Kampf um die Befreiung wieder aufnimmt, wird
dies zu verhindern wissen. Mit dem Jungspartakuslied zieht der Aktionszug wieder ab und fährt
zur letzten Station dieses Tages.
„Das schönste ist, die Revolution zu machen”, Thomas Schmitz-Bender. Ein Genosse mit
Ideen. Geboren in Zittau, befreit durch die Rote Armee 1945, gestorben als Kommunist. TSB
zieht aus der zu späten Gründung der KPD und dem zwischenzeitlichen Sieg des
Revisionismus die Lehren. Als Mitbegründer des Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD
schafft er die Organisation, die als einzige der vielen seit 1968 bis heute existiert und sich
behauptet hat in all den Wirren, Schwächen und Niederlagen der deutschen Arbeiterklasse.
Nicht zuletzt die Freie Deutsche Jugend ist es, die sich seinen Leitspruch, die Revolution zumachen, weil es das schönste ist, auf die Fahnen geschrieben hat. Und nicht zuletzt seine
Schrift „10 Jahre Antwort auf die Frage ́Was tun ́” ist es, die vielen Genossen im 51. Jahr des
Kampfes um den Wiederaufbau der KPD einiges an Klarheit gebracht hat, ohne die jeder Mut
und jeder Wille versickern werden, wie ein an einem Eisberg zerschelltes Schiff. Mit der
Internationale, gespielt auf den Schalmeien, demonstrieren die Genossen und Mitkämpfer von
seinem Grab am Dorotheenstädtischen Friedhof zurück zu den Wägen.
2. Januar 2019
Pariser Platz zur Mittagszeit: „Ihr wisst, dass es Probleme und Nöte gibt, die unerträglich sind”
stellt ein Agitator des Zuges, der Arbeiter bei manroland in Offenbach ist, gegenüber den
hunderten Touristen vor dem Brandenburger Tor fest. „Wer jetzt nur sein Handy zückt, aber die
roten Fahnen nicht ertragen will, der soll gehen. Wer aber unentschlossen ist, der soll sich
fragen: Auf wen verlasst ihr euch, um das Problem der Wohnungsnot zu lösen? Auf die
Immobilienhaie oder auf die Bauarbeiter? Auf wen verlasst ihr euch, um die Vernichtung der
Umwelt durch die Chemieriesen wie Bayer/Monsanto zu stoppen? Auf die Milliardäre oder auf
die Völker der Welt? Auf wen verlasst ihr euch, um den Smog aus den Städten zu bringen und
das unerträgliche Verkehrskollaps zu beseitigen? Auf die Besitzer von VW, Daimler und BMW?
Oder auf die Arbeiter in den Autofabriken und ihre Fähigkeit, Schienen und weitere
gesellschaftlich sinnvolle Produkte produzieren zu können?” Tausende werden den Zug mit
seinen historischen KPD-Fahnen, seiner Musik der internationalen Arbeiterbewegung, seinen
Agitatoren und Organisatoren „Unter den Linden” und im Berliner Regierungsviertel wieder
gesehen haben, bis er am sowjetischen Ehrenmal seinen letzten Halt macht. „Dank euch, ihr
Sowjetsoldaten” erklingt es aus allen Mitstreitern dieses Kampfes. Der Sieg des sowjetischen
Proletariats über den Hitler-Faschismus war und ist die Ausgangslage für die deutsche
Arbeiterklasse „zum Kampf für die Erfüllung ihrer geschichtlichen Mission” wie es im Aufruf
„Ergreif Partei” heißt, „zur Erringung der klassenlosen Gesellschaft und zum Kampf um den
Weg dahin, die Diktatur des Proletariats.”
Dank Euch,
ihr Sowjetsoldaten!
Abschlussmanifestation
2. Januar 2019,
Berlin
Der Aufruf zum Aktionszug
Bericht als PDF
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