Jugend
Es war am 3. Oktober 1990 kein Geheimnis, dass die Annexion der DDR der Schritt ist, der die europäische Nachkriegsordnung zertrümmern würde. Und damit nicht nur Europa, sondern weit darüber hinaus die Welt in eine Vorkriegszeit eintrat.
Was vor 35 Jahren begann, ist heute in einen aufziehenden Weltkrieg gemündet. Die Annexion der DDR und ihre Bedeutung für den Charakter des Krieges mit keinem Wort zu erwähnen, kann eine Friedensbewegung nur in die Irre führen. Der 3. Oktober ist und war kein Tag des Friedens, sondern ein Tag des Triumphs des deutschen Imperialismus über die Arbeitermacht, wie über seine imperialistischen Konkurrenten. Es ist ein Tag, an dem wir gegen unsere eigene Niederlage anrennen müssen.
Der deutsche Imperialismus reißt heute die letzten Schranken nieder, die ihm durch die Völker, die ihn 1945 niederrangen, auferlegt wurden. Die angekündigte Kriegsmobilmachung sprengt die im 2+4 Vertrag auferlegte militärische Obergrenze. 400.000 Mann sollen unter Waffen gestellt werden. Dass davon 200.000 als Reservisten, also Heimatschützer, aufgestellt werden, zeigt wie groß die Angst der Regierung vor dem Volk bereits ist. Der deutsche Griff nach der Atombombe ist in voller Vorbereitung. Und spätestens dieser Bruch aller Verträge des Völkerrechts wird den unerbittlichen Krieg der Großmächte gegeneinander entfesseln, der längst schon begonnen hat. Und entgegen der weit verbreiteten Unterschätzung unseres Hauptfeindes ist die Berliner Annexionsrepublik der Haupttreiber des Kriegs in der Ukraine. Mittlerweile der größte Waffenschieber und Finanzier der faschistischen Militärclique in Kiew. In deutscher Lizenz wird dort eine Panzer- und Drohnenfabrik nach der anderen hochgezogen. Mit deutscher Technik werden Langstreckenraketen entwickelt. Und entgegen der offiziellen Verlautbarung ist es vor allem Berlins Interesse eine willige Koalition für die Entsendung einer Okkupationsarmee zu schaffen. Natürlich ganz in deutscher Tradition ist ihnen deutsches Blut dafürzu schade, zuerst sollen die unterworfenen europäischen Völker an die Front.
Die europäische Front des dritten Weltkrieges ist ein deutscher Angriffskrieg. Man mag den russischen Oligarchen vorwerfen, dass sie den Bürgerkrieg, der seit 35 Jahren auf allen Gebieten der ehemaligen Sowjetunion tobt, eskaliert haben. In dem Land, in dem 70 Jahre lang Straßen und Eisenbahnen, die Stromleitungen, die Pipelines, die Kombinate, die Rohstoffquellen keine Binnengrenzen kannten, ist es ein absurdes Verbrechen, die sowjetischen Völker zu zwingen ihr Blut für Grenzen zu vergießen, die sie nie wollten und die sie auch nie brauchen werden. Die einzigen, die diese Grenzen brauchen, sind diejenigen Oligarchen, die je nach Profitrate auswählen wollen, ob sie die Ukraine, ihre Bewohner und ihre Schätze an die milliardenschweren Herren der Wall Street, der Deutschen Bank oder des Kreml verkaufen. Die Siemens, Piechs und Quandts brauchen diesen Krieg um Großmacht zu sein. Der deutsche Imperialismus war wesentlicher Treiber des Euro Maidan. Er ist wesentlicher Ausbeuter der ukrainischen Arbeiterklasse und Räuber des ukrainischen Grund und Boden, ihrer Bodenschätze und Erträge. Die größten Profiteure deutscher Okkupations- und Aggressionspläne bleiben bis jetzt aber die Herren der Wall Street und des Silicon Valley. Während der US-Imperialismus sich an allen Weltfronten gegen seinen eigenen Niedergang stemmt, zwingt er seine deutschen Konkurrenten teuer zu bezahlen. Der deutsche Imperialismus ist gezwungen, sich selbst an vorderster Front zu verausgaben, während die amerikanische Konkurrenz Runde um Runde den Preis der weiteren Unterstützung für Waffen, Energie und einen Bärenanteil an der Beute nach oben schraubt. Eben weil Washington sein Ziel der Zerteilung der Sowjetunion zwar nie aufgegeben hat, aber in den Weltmachtsplänen, der neuen Seidenstraße und dem ökonomischen Aufstieg Chinas den viel gefährlicheren Hauptgegner sieht, gerade deswegen kann der deutsche Imperialismus seine eigene Vorherrschaft über Europa nur halten durch immer stärkere Aggression gegen Russland. Und gerade deswegen bereiten die Generäle den Bau der deutschen Bombe im Hintergrund vor. Die Allianzen des Imperialismus sind immer brüchige Allianzen auf Zeit. Und was die Herrschenden hierzulande von Verträgen halten, haben sie immer wieder und nicht zuletzt beim 2+4 Vertrag gezeigt. Sie lassen sich nicht aufhalten durch einen Atomwaffensperrvertrag und sämtliche Normen des Völkerrechts, die in Gaza, im Westjordanland, in Khartum bereits jeden Tag nur noch Makulatur sind.
Gerade in dieser zerfallenden Welt zeigt sich, dass es nur eine Großmacht gibt, deren Macht wächst. Eine, die bereits für vollständig besiegt erklärt wurde. Die einzige Großmacht, mit der die Monopolherren und ihre Kriegsstrategen nicht rechnen: das Proletariat. „Gestern haben sie nicht gestreikt, um einen neuen Vertrag zu fordern, sondern um Gerechtigkeit für das palästinensische Volk zu fordern, das so sehr leidet. In einer Zeit des Egoismus und Individualismus scheint dies undenkbar. Solidarität zwischen den Völkern und Brüderlichkeit über Grenzen hinweg sind jedoch keine toten Werte, ganz im Gegenteil, sie sind lebendig und gut.“ Das schreibt die klassenkämpferische italienische Gewerkschaft USB über den von ihre organisierten Generalstreik am 22.September. Ihre Streikaktionen gegen Kriegswirtschaft, Waffenlieferungen und reaktionäre Arbeitsgesetze, reichen uns die Hand für eine internationale Antikriegsfront. Mit Generalstreiks, Solidaritätsaktionen und Volksdemonstrationen. In Griechenland – gegen das 13 Stunden Sklavengesetz, das die PAME zurecht als Kriegsgesetz charakterisiert, mit dem der Militarismus finanziert und die Verstrickung Griechenlands in die imperialistischen Pläne und Kriege abgesichert werden soll. Die Mobilisierungen dieser klassenkämpferischen Teile des europäischen Proletariats rufen die Kriegsgegner dieses Landes auf, sich voll und ganz auf ihre Pflicht zu konzentrieren: die proletarische Kampffähigkeit in den Monopolbetrieben des größten Kriegstreibers Europas wiederherzustellen. Damit Siemens, BMW und Daimler, ThyssenKrupp, Rheinmetall und Airbus kein drittes Mal die europäischen Völker in Krieg und Völkermord unterjochen und vernichten können. Die Großmacht Proletariat ist die einzige Großmacht, die dem Schrecken des Krieges ein Ende setzen kann. Es kann keine Antikriegsbewegung in diesem Land geben, ohne diese Einsicht zur praktischen Tat zu machen. Das heißt, alle Kräfte auf die gewerkschaftliche Opposition gegen Krieg und Kriegswirtschaft, gegen militaristische Arbeitsgesetze, wie den Angriff auf den Achtstundentag und den gewerkschaftlichen Kampf gegen die Rekrutierung der Arbeiterjugend zu lenken. Den Aufbau der Revolutionäre Front zu stärken um die Hand, die uns die kämpfenden europäischen Arbeiter und Völker bereits reichen, ergreifen zu können.
Wie konnte es so weit kommen? Die Großmacht Proletariat muss sich mühselig aus ihrer eigenen Niederlage herauskämpfen. Wo doch die Arbeiterklasse und die sich befreienden Völker bereits einmal 1/3 der Erde im Lager des Friedens und des Sozialismus erringen konnten. Während der deutschlandtrunkene Mob sich noch an der zurückgewonnen Größe Großdeutschlands berauschte und mit Hämmern und Meißeln an der Berliner Mauer herumwerkelte, hinterließ der Siegeszug über die ehemals sozialistischen und volksdemokratischen Staaten eine Schneise der Verwüstung. Nicht der Sozialismus hat die Völker Osteuropas ins Elend gestürzt. 33 Jahre nach dem XX. Parteitag hat die dort zur Macht gelangte neue Bourgeoisie die vollständige Restaurierung des Kapitalismus erreicht. Das Ergebnis war nichts anderes als ein vollständiger Raubzug am Volkseigentum, aus dem letztendlich eine Handvoll Oligarchen und Neureicher hervorgingen, deren Reichtum meistens aus mafiösen Geschäften und dem Besitz von allem, was die Völker in vier Jahrzehnten geschaffen haben, besteht. Für die deutschen Monopolherren waren die Länder Osteuropas immer nur eine verlängerte Werkbank, ein Reservoir günstiger Arbeitskraft, wo man rücksichtslos noch die letzten Ressourcen plündern kann, ein militärisches Aufmarschgebiet deren Völker unterjocht und in den Dienst preußischer Militärmaschinen gestellt wurde. Die deutschen Kapitalisten waren in den 1990er Jahren die ersten und mit die erfolgreichsten Aufkäufer Osteuropas. In kürzester Zeit vernichtete die deutsche Ostexpansion, was sich die Arbeiterklasse in vier Jahrzehnten mühevoll aufgebaut hat: Industriebetriebe, Genossenschaften, Kultureinrichtungen. Die Städte verfallen, die Dörfer veröden, die Armut grassiert. Dieses Schicksal traf nicht nur die vollständig annektierte DDR, sondern genauso Polen, die CSSR, Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Nachdem das Volk enteignet, seine industrielle Basis zerstört und ihr Wohlstand geraubt war, begann mit der EU-Osterweiterung 2004 die Unterwerfung und militärische Eingliederung in den durch den deutschen Imperialismus dominierten Block. Durch diesen Feldzug ist der deutsche Imperialismus erst wieder die Großmacht geworden, die er heute ist. Um aber die gewonnene Beute zu behalten, muss er gegen die Konkurrenz der russischen Oligarchie ins Feld ziehen. Die Zerschlagung der UdSSR mündete in einen mal mehr, mal weniger offenen Bürgerkrieg von einzelnen Oligarchen und ihrer Gruppierungen. Mit dem Zerfall in einzelnen Republiken haben sich in keiner Weise tatsächliche neue Nationalstaaten gebildet, die die zentralisierte ökonomische Basis und 70 Jahre der historischen Einheit dieser Völker ungeschehen machen könnten. Eben weil es keinen neuen Frühling des Kapitalismus gegeben hat, sondern nur einen noch schärferen Niedergang, eine permanente Krise, stehen die verschiedenen Gruppierungen der Oligarchen in einem dauerhaft schwellenden Bürgerkrieg um die Reste des Eigentums und die Gebiete der ehemaligen Sowjetunion. Ihre Fraktionen orientieren sich entweder an der stärksten oligarchischen Gruppe um den russischen Staatsapparat oder sie neigen dazu, sich den westlichen imperialistischen Mächten zu unterwerfen, wie die Milliardäre des Baltikums, Georgiens, der Westukraine oder Moldaus.
Während in den ehemals sozialistischen Länder eben kein neuer Frühling des Kapitalismus mehr möglich ist, zeigt sich auch in der alten kapitalistischen Welt kein Ende der kapitalistischen Krise. Der Imperialismus untergräbt sich selbst. Der deutsche Imperialismus ist im Niedergang. Was unsere tägliche Arbeit schafft, bringt keine Zukunft, sondern Zerstörung über die Welt. Die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, überholt und in Talfahrt. Chemie, Grundstoffindustrie, Verarbeitung, Maschinenindustrie und mehr sind alle am absteigenden Ast. Zehntausende werden in die Gasse geworfen, Werke schließen und nicht einmal die eigene Infrastruktur kann aufrechterhalten werden. Schienennetz überlastet, Brücken marode, Gesundheitswesen am Rande des Kollaps. Unsere Herren drängen nicht nur zur Vernichtung anderer Völker, sondern vernichten auch das, was wir, die Arbeiterklasse dieses Landes geschaffen haben. Die Kriege, die sie führen, die Unterwerfung anderer Völker und Staaten, nichts rechnet sich wirklich. Die Krise wird immer tiefer, die Profitraten fallen, die überflüssigen Menschenmassen steigen. Die Lebensgrundlage des Planeten wird immer weiter zerstört. Der Kapitalismus, der doch angeblich siegreich aus der Geschichte hervorgegangen sein soll, kann selbst nur noch als staatsmonopolistische Militärmaschine existieren. Für die arbeitende und lernende Jugend gibt es mit diesem System keine Perspektive mehr! Die Dequalifizierung schreitet voran: Zum einen wird in den Ausbildungen selbst immer weniger Wissen und Fertigkeiten vermittelt, zum anderen steht am Ende einer Ausbildung häufig eben nicht die Übernahme, sondern die Entlassung in Massen, die Betriebsschließung. Sie werden der Anwendung ihrer Qualifikation beraubt und vor die Tore der Rüstungsstätten gesetzt. Das ist das einzige, was Großdeutschland bleibt. Statt der Produktion für die Gesellschaft und Zukunft in Frieden, wie es nach einer Staatsausbildung in der DDR der Fall war, wird das gewonnen Wissen zur Vernichtung der eigenen Lebensgrundlage benutzt. Es werden immer mehr, die gar nicht mehr in den Genuss kommen in diesem maroden System eine Qualifikation zu erlangen. Aber die Armee hat Verwendung für uns. Der Krieg dequalifiziert alle. Mit dem kommenden Wehrdienst, als Vorbereitung auf die Wehrpflicht, will die Regierung vor allem pauperisierte Tagelöhner locken, weil sie keine bessere Perspektive hätten. Doch! Lieber haben wir nichts zu fressen, als von der Okkupation und Unterjochung anderer Völker schmarotzen! Die allgemeine Wehrpflicht ist der entscheidende Angriff auf die Arbeiterjugend. Die Wehrpflicht stellt den Grundstein der Kriegsvorbereitung der deutschen Hyäne dar. Man braucht nicht nur Gerät und Granaten, der Weltkrieg braucht vor allem hunderttausende bis Millionen, die als Kanonenfutter verheizt werden zur Eroberung und Okkupation anderer Völker.
Aber gerade das ist ihre Schwäche. Sie brauchen uns, sie sind auf uns angewiesen. Der Kampf gegen die Wehrpflicht muss die antimilitaristische Bewegung im Kampf vereinen. Dieser Kampf braucht Zentralisierung, Erfahrung und Taktik. Wenn dieser Staat Grundrechte aushebelt, bestehende Gesetze umgeht, den Gewaltapparat zum Krieg nach innen ausbaut und nicht mehr weit vom Faschismus entfernt ist, ist es längst Zeit für die revolutionäre und antimilitaristische Jugend ihre Selbstbeschäftigung zu überwinden und die dringend notwendige Kampfeinheit um die Massen der arbeitenden und lernenden Jugend in Betrieben, Schulen, Universitäten und demnächst auch wieder in der Armee herzustellen. Dabei muss man jeden ehrlichen Antimilitaristen und Friedensfreund einschließen, aber nicht Nationalismus und Schwurblertum die Tore öffnen, wie es der Aufruf zum 3. Oktober tut, indem er keine Klassen kennt, den Hauptfeind verkennt und sogar an diesen Staat appelliert. Damit treibt man die Bewegung in die kleinbürgerlich-nationalistische Sackgasse. Der einzige Ausweg aus dieser Barbarei war und ist der Sozialismus, der Friedensblock, der am 3. Oktober 1990 endgültig zerschlagen wurde, indem sich Großdeutschland durch die Zertrümmerung der DDR formte. Wir müssen diesem Großdeutschland in den Rücken fallen, durch die Revolution den Krieg beenden und den Sozialismus erneut aufbauen, denn die Welt war friedlicher mit der DDR!
Sozialismus oder Barbarei - EINHEIT im KAMPF BRINGT DEN SIEG
DER FRIEDEN IST ROT !
Wie lange galt doch diese Feststellung Liebknechts als Warnung für unsere Kämpfe:
Bis dass der Tag kommt, an dem sich entscheidet, welche Seite gewinnt.
Er kommt nicht. Mögen die Herrschenden einst wieder versuchen, einen Tag rückzudatieren,
seit dem offiziell „zurückgeschossen“ wurde. Die Mobilmachung ist längst in vollem Gange –
schleichend und offen zugleich. Entschieden ist freilich noch nichts, aber kaum eine andere
Sache bestimmt tatsächlich den Tag der ganz klassenunspezifischen Jugend mehr,
als der Krieg dieses untergehenden Gesellschaftssystems.
Mag es zunächst auch diffus erscheinen, aber der Krieg bestimmt, weil er die deutsche
Mehrheit nicht bestimmt. Weil das bestimmt, was ihn belanglos macht: Gleichgültigkeit!
Anders ausgedrückt ist es die Nicht-Haltung, die den Einzelnen schon mit einem Bein in
die falsche Armee getrieben hat. Alte Kommunisten, Gewerkschafter alter Schule wissen
von der Organisiertheit der Arbeiterjugend Westdeutschlands, von der Gewerkschaftsjugend,
die den Einzelnen mindestens hat lernen lassen, dass man sich zu entscheiden hat.
Mit der Annexion der DDR gehen die meisten Kollektive der Arbeiterjugend beider Länder
in die Knie. Während der vorübergehenden Vormachtstellung des deutschen Imperialismus über
Europa, die ein knappes Viertel-Jahrhundert andauern wird, hinterlassen die Gewerkschaften
drei Generationen ohne Kampf. Zweieinhalb Dezennien schien die Arbeiterjugend, die ganze
Klasse in Einheit mit der Bourgeoisie überleben zu können. Auf Kosten anderer Völker.
Wo aber die Arbeiterjugend nicht kämpft, werden weder die Schüler noch die Studenten
„oben“ von „unten“ unterscheiden können. Und mit Ausnahme des SDS zeigt das die Geschichte
dieses Landes nur allzu deutlich.
Der Krieg tobt in der Welt, an den Universitäten herrscht Selbstbeschäftigung. Je grausamer
die Verbrechen, desto mehr findet das junge Individuum sich selbst. Der deutsche Imperialismus
findet die Grenzen seiner Ökonomie, der kleinbürgerliche Horizont sein reales Desinteresse am
verzweifelten Schrei eines untergehenden Systems, das sich in Spießertum und Verklemmtheit
statt in der Revolution äußert.1
Es ist ein objektives Gesetz der Geschichte, dass nur der weiß, der sich den bestehenden
Verhältnissen widersetzt. Apathie in der Hochschule, an besseren Schulen und Gymnasien ist nur der Höhepunkt mangelnden Infragestellen. Am Ende ist der Tod jeder Wissenschaft immer auch das Produkt des alten und aller Welt so bekannten deutschen Gehorsams. Wer nicht lernt, sich zu wehren, trabt als intellektuelles Lamm vor sich hin, das die Dummheit nicht anficht und kein Krieg mehr aus dem Stall holen wird. Mussten die Nazis dazu noch die Bücher des Wissens verbrennen, kann das Militär heute im Namen der „Freiheit“ in die Schulen ziehen, ohne zu befürchten,
dass allzu viel Wissende die notwendige Freiheit der Wissenschaft, der Lehre, des Unterrichts verteidigen werden.
Wer gehorcht, tritt selbst nach unten und nährt den Rassismus dieses Landes, statt ihn zu
bekämpfen. Wer duldet, treibt die fatalste Spaltung der Arbeiterklasse und der lernenden Jugend
in „Deutsche“ und „Nicht-Deutsche“ voran. Der Handelnde aus diesem Land ist die Voraussetzung,
der deutschen Ideologie ihr „Blut“ und ihren „Boden“ zu nehmen.
Die Lage der Jugend im Krieg misst sich also nicht zuallererst daran, ob sie ihn nun verbal
verurteilt oder nicht. Sie misst sich an ihrem Wissensdurst, am Verhältnis zum Wissen, das Wissen
schafft, also mit den bestehenden Verhältnissen in Widerspruch geraten muss. Die Lage der Jugend
im Krieg misst sich in den Betrieben an ihrem Verhältnis zur Lohnarbeit, am Verhältnis zur
Maschinerie am Arbeitsplatz, die es zu verstehen gilt oder einem den Job kostet. Sie misst sich
weniger an der Zahl an Unterschriften, die Empörung ausdrücken möchten über den Schulterschluss
der Gewerkschaftsführung mit dem deutschen Krieg, als vielmehr am praktischen Anspruch, Wissender
im Betrieb statt geliehener Tagelöhner nach drei verkommenen Ausbildungsjahren zu sein.
Der Krieg rückt sehenden Auges näher. Aber um seine Lage zu erkennen, braucht es die Haltung
im täglichen Schaffen. Wer seine Lage endlich erkennt, kann sie ändern. Nicht umgekehrt!
Wer auf den Tag der Kriegserklärung wartet, hat nicht verstanden, dass er begann, als die eigene
Generation um den Verstand gebracht wurde. Wartet also nicht auf die Helme der Besiegten! Denn
„nicht als man sie vom Kopf uns schlug zuletzt war unserer bitteren Niederlage Stund. Sie war,
als wir sie folgsam aufgesetzt.“2
Die Lage der Jugend aber ändert sich eben so schnell, wie die Kräfteverhältnisse der
Imperialisten nicht in Stein gemeißelt sind. Ausgerechnet der zwischenzeitliche Sieger
über den Sozialismus, der deutsche Imperialismus, fürchtet am deutlichsten um seine letzten
Pfründe und meint, zum Gefecht zu blasen. Er will die Entscheidung um die Jugend, weil er muss
und das ist die Chance der Revolutionäre, die es zu ergreifen gilt!
So isoliert das Individuum heute ist, so isoliert ist auch die revolutionäre Jugend, insbesondere
die FDJ. Wer sie wahrnimmt, isoliert sie weniger. Wer aufsteht und widerspricht und dem Unwissenden
zeigt, dass er sich das Wissen erkämpfen muss, der organisiert, weil er Haltung verlangt! Und so
klein das hier Gesagte auch erscheinen mag, es handelt sich weder um das letzte Aufgebot, noch um
die Verflachung des revolutionären Kampfes.
Nur wer Gesicht zeigt, findet andere Gesichter. Wer den Gehorsam des Alltags verweigert, lehrt dem
Nächsten, selbst den Staat zu hassen. Wer sich Kenntnisse aneignet und mit dem eigenen Wort verbreitet,
lässt den Nächsten sehen, dass die Institutionen Löcher haben. Wer hier durchhält, sieht das Morgen,
einige werden es nicht schaffen.
Und wer sich ständig und mit seiner Organisation im Rücken blicken lässt, lehrt, dass man nicht auf
die „große Masse“ warten braucht, denn gerade sie hat einen Anfang! Einen Anfang wie der Einheit
zwischen der kommunistischen Jugend des Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD und der
sozialistischen Jugend der FDJ. Eine Einheit, die den Parteilosen und den noch Handelnden einer
antikapitalistischen, antifaschistischen Jugend dieses Landes und international täglich und praktisch
unter Beweis zu stellen ist.
Die Einheit ist möglich, wenn auch der revolutionäre und organisierte Widerstand, der Beginn des
Krieges, der dem Krieg den Krieg erklärt, noch schwer zu machen ist.
Nicht auf die „Masse“ zur warten, aber in Einheit zu stehen, ist die Voraussetzung, sich ebenso
in der Gewerkschaft unter den verbliebenen Arbeitern den Respekt zu verschaffen, der den
Revolutionär nicht mehr von seinem Platze räumen lässt!
Der Antikriegskampf ist die alles entscheidende Frage unter der lernenden Jugend in diesem
Augenblick. Und natürlich lassen wir keine Gelegenheit aus, dem kleinsten Funken demokratischen
Widerstands die Glut zu geben. Aber wir haben uns daran zu messen, ob wir der Teil sind, der den
Staatskampf gegen die staatliche Gewalt, die den Krieg gegen die lernende Jugend jeden verdammten
Tag in die ganze untergehende und unerträglich gewordene bürgerliche Gesellschaftsordnung hineinträgt,
voranbringt. Ihren Widerstand, ihren Klassenkampf im Alltag ins Laufen zu bringen – so und nicht
anders drückt sich das großartige Ziel der Vereinigung der Revolutionären Jugend in einem Verband
in dieser Zeit aus. Sonst wird es vielleicht zu lange noch niemand anderes tun.
Wir wollen und wir werden nicht groß erklären müssen, wer an der Front zu stehen hat.
Wir sehen schon selbst, wie die Oligarchen-Reaktion der zerschlagenen Sowjetunion
halbjährlich das Einberufungsalter nach unten setzen muss und Jagd in den durch sie
selbst zerbombten Städten auf die lernende Jugend macht. Eine Jagd in den Krieg gegen
unseres Gleichen, die auch in diesem Land nicht halt macht, drehen wir die Gewehre
gegen die Herrschenden nicht um.
Wir wollen und wir müssen diejenigen sein, die der kämpfenden Jugend lehrt,
im Augenblick des Stillstandes wieder zu tanzen, als gäbe es eben doch ein Morgen!
Es ist der Morgen des Friedens, der rot ist!
Jugendsekretariat des Zentralkomitees
1
„Seine Gesichtszüge zeigten einen Mangel an jeder bestimmten Idee und an
jedem regen Interesse. Ein Gedanke flog wie ein freier Vogel über sein Gesicht, flatterte in den Augen umher,
setzte sich auf die halbgeöffneten Lippen, versteckte sich in den Falten der Stirn, ging darauf ganz verloren,
und dann verbreitete sich über sein ganzes Gesicht die warme, gleichmäßige Helle der Sorglosigkeit.
Von dem Gesichte ging diese Sorglosigkeit auf die Haltung des ganzen Körpers über.“
(„Oblomow“ von Iwan Alexandrowitsch Gontscharow)
2
Kriegsfibel von Bertolt Brecht
Abschlusserklärung des internationalen Sommercamps der JRCF und der FDJ
- Unsere Welt und ihre Völker ist nicht arm, aber sie hungert. Sie ist reich aber die Völker leiden. Die Erde ist fruchtbar, Wissen und Arbeit schafft Reichtum, aber Krieg und Barbarei bringen Zerstörung und Elend. Jeder Tag, an dem diese Welt in den Klauen der Ausbeuterklasse verbleibt, ist ein verlorener Tag für die Menschheit. In unseren Ländern bedeutet diese Herrschaft der Bourgeoisie Deindustrialisierung, Dequalifizierung, Zerstörung und Krieg gegen andere Völker und die Bedrohung durch den Faschismus. Was den Ausbeutern, den deutschen und französischen Kapitalbesitzern, dienlich ist, zerstört die Zukunft und das Leben der Jugend.
- Das zeigt uns: Der Imperialismus ist schwach, er kann die Herrschaft der winzigen Clique von Finanzspekulanten und Milliardären immer weniger stabil halten. Denn um so mehr die Ausbeutung, die Zerstörung zunimmt, um so tiefer schaufelt der Imperialismus sein Grab.
- Die Völker haben kein Interesse, an den Raubkriegen der Monopolherren mit ihrer Arbeit oder dem Leben ihrer Kinder zu bezahlen. Die Kriege der Ausbeuter sind Kriege gegen das Proletariat und die Volksbefreiung. Aber die Schwäche der Bourgeoisie ist die Stärke des Proletariats. Wie lange das Siechtum dieser letzten Ausbeutergesellschaft noch anhält, wie viele Kriege sie noch anzetteln können, ist allein eine Frage der Arbeiterklasse, der Völker, der kämpfenden Jugend aller Länder. Eine Frage, wie schnell wir unsere Bastionen, unsere Organisationen, unsere Macht aufbauen, um die Menschheit zu befreien und den Sozialismus aufzubauen.
- Unsere wichtigste Aufgabe ist es: Den schnellsten und effektivsten Weg zu finden, die proletarische Revolution zum Sieg zu führen und auf diesem Weg die Gefahr eines dritten imperialistischen Weltkrieges, der möglicherweise die Menschheit auslöscht, zu bannen. Die Frage der richtigen Strategie und Taktik kann aber nie nur vom Standpunkt einer Nation betrachtet werden. Diese Diskussion haben wir begonnen. Wir sind nicht in allen Punkten einig. Aber wir sind uns einig, dass diese Auseinandersetzung um den Aufbau eines revolutionären Standpunkts unter der Jugend unabdingbar ist und wir sie fortsetzen werden.
- Wir sind uns einig: Dass die gemeinsame Tat begonnen wurde und fortgesetzt werden muss. Damit der Aufbau einer internationalen Front gegen den Krieg, die wir so dringend brauchen, tatsächlich erfolgt.

Revolutionen beenden Kriege - DER FRIEDEN IST ROT
Muss an möglichst vielen Orten verbreitet werden.
Nicht nur in Frankreich, nicht nur in der BRD und der annektierten DDR!
Wir rufen diese Antwort auf die Barbarei des Imperialismus all unseren
Brüdern und Schwestern auf der Welt zu.
Keskastel, 6. August 2022